In einem freundlichen Marktumfeld konnten die Anteilscheine des Chemieriesen Evonik zuletzt wieder etwas Boden gut machen. Nichtsdestotrotz bleibt das Umfeld für den konjunkturabhängigen MDAX-Konzern schwierig. So ist etwa die Industrieproduktion in der Eurozone im Juli geschrumpft. Die Fertigung sank im Vergleich zum Vormonat um 0,3 Prozent, wie das Statistikamt Eurostat mitteilte.
Der Rückgang ist in etwa wie von Analysten erwartet ausgefallen. Im Juni hatte die Produktion laut revidierten Daten stagniert. Zunächst war ein Rückgang von 0,1 Prozent ermittelt worden. Belastet wurde die Produktion durch einen Rückgang bei den Vorleistungs-, Investitions- und Gebrauchsgütern. Dagegen stieg die Produktion von Verbrauchsgütern und im Industriesektor.
Allerdings wurden die Gesamtzahlen erneut durch Daten aus Irland verzerrt. Hier ist die Produktion überdurchschnittlich stark um 9,2 Prozent gestiegen. In Irland wird die Methode für die Saisonbereinigung derzeit überprüft. In Deutschland ist die Produktion hingegen um 3,0 Prozent gefallen. Im Jahresvergleich fiel die Produktion in der Eurozone im Juli um 2,2 Prozent.
Und auch die jüngsten Daten des ifo-Instituts mahnen zur Vorsicht. So gibt es in der deutschen Industrie immer mehr Kurzarbeit. Die Zahl der Firmen, die von aktueller Kurzarbeit berichten, lag in einer Umfrage des Münchner Ifo-Instituts im August bei 14,3 Prozent. Im Mai waren es erst 12,5 Prozent. Gleichzeitig gaben 23 Prozent der Betriebe an, dass sie in den kommenden drei Monaten Kurzarbeit erwarten. Im Mai waren es knapp 19 Prozent.
Im langjährigen Vergleich sei die Kurzarbeit leicht erhöht, hieß es vom Ifo. Der aktuelle Anstieg sei angesichts der schlechten Wirtschaftslage vergleichsweise gering. "Dies ist allerdings kein positives Zeichen", betont Ifo-Experte Sebastian Link. "Vielmehr verdeutlicht es, dass viele betroffene Unternehmen die Krise als sehr schwerwiegend ansehen. Deshalb scheinen sie trotz Arbeitskräfteknappheit eher Beschäftigung abzubauen oder Standorte zu verlagern, statt diese mithilfe von Kurzarbeit zu überbrücken."
Besonders häufig berichteten Möbelhersteller von Kurzarbeit. Bei ihnen waren es 29,2 Prozent. Dahinter folgten die Metallerzeugung mit 27,7 und die Herstellung elektrischer Ausrüstung mit 23,1 Prozent. Im Maschinenbau und der Autobranche waren es 19,8 beziehungsweise 19,3 Prozent der Betriebe, die von Kurzarbeit berichteten. In der Chemie wurde dagegen nicht von nennenswerter Kurzarbeit berichtet.
Die anhaltende Schwäche der Konjunktur in zahlreichen für Evonik wichtigen Märkten ist natürlich eine Belastung für den Aktienkurs. Allerdings ist der Essener Konzern auch sehr gut in zahlreichen nicht-zyklischen Bereichen aufgestellt, sodass die Chancen gut sind, dass sich Dividendenjäger weiterhin über stattliche Ausschüttungen freuen können. Aktuell lockt die Aktie mit einer Rendite von sieben Prozent. Wer investiert ist, sollte nach wie vor den Stoppkurs bei 16,00 Euro beachten.
Mit Material von dpa-AFX