Sie läuft und sie ist nicht aufzuhalten: die vierte industrielle Revolution. Egal ob in der Industrie, dem Einzelhandel oder Paketverteilzentren: Überall werden Waren und Güter immer effizienter, kostengünstiger, schneller und zuverlässiger bewegt. Der Kion-Konzern ist perfekt positioniert, um von diesem Megatrend Industrie 4.0 zu profitieren. Die MDAX-Aktie notiert nicht ohne Grund in Schlagdistanz zum Allzeithoch.
Ein Treiber der Nachfrage ist der E-Commerce. In der heutigen Zeit müssen online bestellte Produkte in einer deutlich größeren Vielfalt als früher und vor allem immer schneller beim Kunden eintreffen. Ohne eine optimierte Intralogistik – unter diesem Begriff werden Material- und Warenflüsse zusammengefasst, die sich innerhalb eines Betriebsgeländes abspielen – geht nichts mehr.
Eine intelligente Vernetzung von Informationen sorgt für genauere Materialflüsse und niedrigere Lagerbestände. Daher verschmelzen die Waren mit den digitalen Diensten. Produkte und Maschinen beginnen, miteinander zu kommunizieren. Gabelstapler organisieren sich untereinander vollkommen autonom, Container bestellen ihre Ladung in Eigenregie, Regale ordern ihre Befüllung selbst. Was für viele noch wie Zukunftsmusik klingt, ist ein nicht aufzuhaltender Megatrend. Bei der Wiesbadener Kion Group ist das Thema Industrie 4.0. schon gelebte Wirklichkeit. Mit seinen Gabelstaplern, Lagergeräten und Dienstleistungen berührt der Konzern Tag für Tag rund um den Globus das Leben von Millionen Menschen – in Warenlagern, Distributionszentren oder in der Produktion. Die Fahrzeuge sind intelligent und voll elektronisch gesteuert und schaffen so die Basis für die von den Kunden geforderte Sicherheit und Effizienz.
Stark aufgestellt „Kion ist in einem Markt unterwegs, der schneller wächst als die Weltwirtschaft“, so Vorstand Gordon Riske im Gespräch. „Die Kunden können aus unseren Innovationen einen klaren Vorteil bei ihrer eigenen Wertschöpfung ziehen.“ Gemessen an neu verkauften Gabelstaplern ist Kion, die 2006 von Finanzinvestoren aus dem Linde-Konzern herausgelöst und drei Jahre später an die Börse gebracht wurde, die Nummer 1 in Europa und hinter Toyota Industries die Nummer 2 weltweit. „Wenn man als eine Stärke des Konzerns die Größe heranzieht, dann muss man an dieser Stelle sicherlich die Mehr-Marken-Strategie erwähnen. Bei den Flurförderfahrzeugen sind es sechs – wie Linde oder Still. Diese Breite des Portfolios unterscheidet Kion wesentlich von den Wettbewerbern“, so Gordon Schönell vom Bankhaus Lampe.
Doch damit nicht genug: Durch den Kauf des führenden Spezialisten für Automatisierung und Lieferkettenoptimierung Dematic, dessen Abschluss im vierten Quartal 2016 erwartet wird, rückt der MDAX-Konzern zur Weltspitze der Anbieter intelligenter Intralogistik-Lösungen auf. „Mit dem Kauf ändert sich das, was die Kion Group ist und macht, dramatisch“, sagt Riske. „Unser Unternehmen wird zu einem in der Branche einzigartigen Komplettanbieter, dessen Portfolio vom handbedienten Gabelstapler zu komplett ausgestatteten, vollautomatisierten Lagerhäusern reicht. Das Unternehmen wird mit seinen Vertriebs- und Servicestellen, Technologien und Ressourcen dann in der Lage sein, Kunden jedweder Größe in vielfältigen Branchen rund um den Erdball nahtlos das komplette Spektrum von Materialfluss-Produkten und -Dienstleistungen anbieten zu können,“ so der Konzernchef weiter. Beide Unternehmen ergänzen sich durch ihre jeweilige starke Marktposition und regionale Präsenz, was weitere Chancen auf Umsatzwachstum eröffnet.
„Dematic wird Servicenetz und Markenreputation der Kion Group in Schlüsselmärkten wie Europa, China und Brasilien nutzen, während Kion von Dematics starker Stellung in den Automatisierungsmärkten der USA und Europas profitiert“, erklärt Riske. Dank der Möglichkeiten, sich gegenseitig zu ergänzen, entstehen zudem Kostensynergien. Analysten begrüßen den Zukauf: Patrick Speck von Montega Research stuft die Stärkung im Bereich Logistikautomatisierung durch Dematic als „strategisch äußerst sinnvoll und wichtig“ ein: „Das Dematic-Segment bei Kion wird das Potenzial haben, jährlich zweistellig zu wachsen. Die erwarteten Kostensynergien von ein bis zwei Prozent von Dematics Umsatz und das Ziel einer Konzern-EBIT-Marge von zwölf Prozent in 2018 halte ich zwar für ambitioniert, aber nicht völlig ausgeschlossen.“ Auch für seinen Lampe-Bank-Kollegen Schönell passt die Kombination von Flurförderfahrzeugen und Logistikautomatisierung gut zusammen: „Diese beiden Bereiche werden in den nächsten Jahren noch enger zusammenwachsen. Im voll automatisierten Lagerhaus der Zukunft werden die Flurförderfahrzeuge noch enger mit den anderen Logistiksystemen vernetzt sein und damit auch nicht auf die Bedienung durch einen Fahrer angewiesen sein“, so der Experte.
„Ich denke der Markt für hochautomatisierte Warenlager wird stark steigen. Unternehmen wie Amazon haben weitere Expansionspläne. Wenn man etwa Same-day-delivery-Service bieten möchte, muss die ganze Logistik noch effizienter gemacht werden“, sagt Schönell. Da passt es ins Bild, dass Dematic bereits automatisierte Lager für den weltgrößten Onlinehändler zur Verfügung stellt. Die Akquisition von Dematic soll zu einem Mehrumsatz von mehr als zwei Milliarden Euro und einer höheren Marge verhelfen. Der Kaufpreis von rund 2,1 Milliarden Dollar (mit Schulden kommt die Übernahme auf 3,3 Milliarden Dollar) und die noch zu leistenden Finanzierungsanstrengungen durch eine Brückenfinanzierung von drei Milliarden Euro dürften den Konzern zwar kurzfristig belasten. Zur Finanzierung hat Kion zudem rund 500 Millionen Euro über eine Kapitalerhöhung eingesammelt. Der Großaktionär Weichai hat dabei 60 Prozent der neuen Aktien gezeichnet. Dank der anhaltend starken operativen Entwicklung sollte Kion die Jahresziele jedoch am oberen Ende erreichen können.
„Für das laufende Geschäftsjahr gehe ich von einem Wachstum des Auftragseingangs und des Umsatzes von etwas über fünf Prozent aus. Die bereinigte EBIT-Marge sehe ich bei zehn Prozent und damit am oberen Ende der von Kion prognostizierten Spanne von 9,8 bis zehn Prozent“, stimmt Analyst Schönell zu. Die Entwicklung im Staplerbereich wird durch die hohe Nachfrage aufgrund von Ersatzinvestitionen in Westeuropa getrieben. Hintergrund: Gabelstapler werden meist nach rund zehn Jahren ausgetauscht. Der letzte Zyklus fand in den Jahren 2006/07 seinen Höhepunkt. Dazu kommt das enorme Nachholpotenzial in den Schwellenländern. Während in Deutschland 2015 pro eine Million Einwohner 1.010 Stapler verkauft wurden, waren es in China – hier ist Kion führender ausländischer Anbieter – nur 170 und in Indien sogar nur 10.
Nicht weniger wichtig für das profitable Wachstum ist die globale Plattformund Modulstrategie des Konzerns. Derzeit sind weltweit über 1,2 Millionen Kion- Fahrzeuge im Einsatz. „Die Verwendung einheitlicher Plattformen, die bei Fahrzeugen im Volumensegment bis zu 80 Prozent beträgt, führt zu einer Erhöhung des Gleichteileanteils, sodass die Produktionskosten pro Fahrzeug signifikant gesenkt werden können“, erklärt Montega-Analyst Speck. „Hier kann Kion als weltweite Nummer 2 die Größenvorteile gegenüber den Wettbewerbern am stärksten ausspielen. Gegen allzu starke Umsatzeinbußen in Krisenzeiten sehe ich Kion durch das starke Servicegeschäft, das knapp die Hälfte des Konzernumsatzes ausmacht, einigermaßen gut abgesichert.“
Der Vorstand hat bereits vor einiger Zeit Maßnahmen und Programme ins Leben gerufen, um die EBIT-Marge bis 2018 auf zwölf zu erhöhen. Mit diesen Maßnahmen kann man die Fixkostenbasis so reduzieren, dass bei einem Umsatzeinbruch wie im Jahr 2009 die Ertragseinbußen zumindest etwas geringer ausfallen sollten. „Unser Unternehmen wird von einem robusten integrierten Geschäftsmodell getragen, das durch den hohen Anteil an Serviceleistungen relativ unempfindlich gegen Konjunkturschwankungen ist“, so Riske. Im laufenden Jahr dürfte bei einem Umsatz von 5,4 Milliarden ein Gewinn je Aktie von 2,89 Euro zu Buche stehen. Inklusive Dematic dürfte es ab 2017 zu einer Beschleunigung des Wachstums kommen. Mit dem im Peergroup-Vergleich günstigen 2017er-KGV von 14 hat die Aktie damit deutlich Luft nach oben. Das hat auch Großaktionär Weichai (Anteil 40,2 Prozent) erkannt.
Mit der Übernahme von Dematic ist Kion möglicherweise noch attraktiver für die Chinesen geworden. „Es gibt kaum mehr größere Unternehmen für Logistiklösungen, die die Chinesen kaufen könnten“, stimmt Analyst Speck zu. Es gibt aber ein Abkommen, wonach Weichai bis zum Sommer 2018 den Anteil nicht auf über 49,9 Prozent heben wird. Eine Aufstockung des Anteils oder eine Übernahme ist nach Ende des Standstill Agreements aber gut möglich.
Das Fazit fällt eindeutig aus: Die Logistik wird als Rückgrat für die vierte industrielle Revolution bezeichnet. Die Kion Group ist als Komplettanbieter für intelligente Lieferketten- und Automatisierungslösungen perfekt positioniert, um an dem Megatrend Industrie 4.0 teilzuhaben – und so Umsatz und Gewinn nachhaltig zu steigern. Die Aktie läuft und dürfte – ähnlich wie die vierte industrielle Revolution – nicht aufzuhalten sein. Das nächste Kursziel wartet bei 70 Euro. Der Kion Mini-Long im Depot notiert bereits über 55 Prozent im Plus.
Hinweis nach §34 WPHG zur Begründung möglicher Interessenkonflikte: Derivate auf Kion befinden sich im "Real-Depot" von DER AKTIONÄR.
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