Die Aktie der DHL Group befindet sich seit mehreren Wochen in einem intakten Abwärtstrend. Die anhaltend schwache Entwicklung der Weltkonjunktur ist für den DAX-Konzern ein klarer Belastungsfaktor. Und die jüngste Meldung aus Deutschland dürfte für den weiteren Kursverlauf der Papiere des Logistikriesen auch alles andere als hilfreich sein.
Denn die Bundesnetzagentur erwägt, das Unternehmen zu einer Erhöhung bestimmter Preise für Geschäftskunden-Post zu zwingen. So teilte die Bonner Behörde mit, dass wegen möglichen Preisdumpings man ein Verfahren gegen die Deutsche Post InHaus Services GmbH (DPIHS) eingeleitet habe. Die DPIHS ist eine Tochter der DHL Group. Die Firma übernimmt "Konsolidierungsleistungen". Das bedeutet, dass sie zum Beispiel Versicherungsschreiben und Werbebriefe von Firmen abholt, frankiert und sortiert. Zugestellt werden die Schreiben später von Briefträgern der Deutschen Post - um diesen Arbeitsbereich geht es in den Verfahren nicht.
Die Aufsichtsbehörde argwöhnt, dass die Post-Tochter zu niedrige Preise berechnet. Es sei zu vermuten, dass die Entgelte "die Kosten der effizienten Leistungsbereitstellung unterschreiten und somit Abschläge enthalten, die die Wettbewerbsmöglichkeiten anderen Unternehmen auf einem Markt für Postdienstleistungen in missbräuchlicher Weise beeinträchtigen", heißt es von der Behörde. Die Aufsichtsbehörde prüft jetzt mehr als 2.000 einzelne Entgelte der DPIHS, rund 250 Kunden der Post-Tochter sind betroffen.
Der DAX-Konzern hat nun die Möglichkeit zur Stellungnahme. In zwei Monaten müssen die 12 Verfahren, die sich an den Dienstleistungszentren der DPIHS orientieren, abgeschlossen sein. Dann könnte die Netzagentur eine Unterlassungsverfügung verhängen und die Post-Tochter müsste ihre Preise anheben. Ein Post-Sprecher sagte, man habe die Einleitung der Verfahren zur Kenntnis genommen. "Wir werden der Behörde selbstverständlich alle erforderlichen Unterlagen zur Verfügung stellen und darlegen, dass die Entgelte der Deutsche Post InHaus Service GmbH nicht gegen das Postgesetz verstoßen."
Rund 85 Prozent ihres Briefgeschäfts macht die DHL Group mit größeren Firmenkunden, der Rest entfällt auf Privatkunden und kleine Unternehmen, die für den Versand ganz normale Briefmarken kaufen. Für die Höhe dieses Portos gelten staatliche Vorgaben, für das Firmenkunden-Porto hingegen nicht.
Die Sendungsmenge schrumpft im Digitalzeitalter zwar seit langem, der Nischenmarkt gilt dennoch als durchaus lukrativ. Die Post hat hier kleine Konkurrenten, die im Wettbewerb mit dem Marktführer aber einen schweren Stand haben. Sollte die Post besagte Konsolidierungspreise anheben müssen, könnte das die Position der Konkurrenten verbessern.
Die gestrige Meldung ist zwar kein Grund zu erhöhter Sorge, aber natürlich auch nicht hilfreich, um den schwächelnden Aktienkurs zu stabilisieren. Dieser befindet sich nach wie vor in einem intakten Abwärtstrend, weshalb Anleger trotz mittel-bis langfristig guter Perspektiven und einer günstigen Bewertung vorerst weiter an der Seitenlinie verharren sollten. Wer bereits investiert ist, beachtet den Stoppkurs bei 34,00 Euro.
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Mit Material von dpa-AFX