Nun ist es vorbei: Nach mehr als 62 Jahren stellt die DHL Group ihre Briefbeförderung per Flugzeug im Inland eingestellt. So hob nun in der Nacht zu Donnerstag die letzte Maschine um kurz nach Mitternacht in Berlin ab und flog nach Stuttgart. Kurz zuvor waren in Hannover, München und Stuttgart andere Flieger gestartet. Insgesamt etwa 1,5 Millionen Briefsendungen mit einem Gewicht von 53 Tonnen waren an Bord der sechs Maschinen.
Das entspricht lediglich drei Prozent der Briefmenge, die in Deutschland zuletzt täglich von der Post transportiert wurde. Der DAX-Konzern verzichtet in Zukunft auf derartige Brief-Transportflugzeuge, um Kosten zu senken und eine bessere Klimabilanz zu haben. Denn im Vergleich zu dieser Praxis ist der CO2-Ausstoß pro Brief auf dem Landweg um knapp 80 Prozent geringer.
"Wir beenden die Ära der Brief-Nachtflüge mit einem lachenden und einem weinenden Auge", sagte der zuständige Post-Manager Marc Hitschfeld. "Auf der einen Seite ist der Brieftransport per Flugzeug innerhalb Deutschlands in Zeiten des Klimawandels nicht mehr zu rechtfertigen, auch weil es bei Briefen nicht mehr diese Eilbedürftigkeit wie noch vor Jahrzehnten gibt." Insofern sei das Ende der deutschen Luftpost eine gute Nachricht für die Umwelt, sagt Hitschfeld.
Noch ist die Post gesetzlich verpflichtet, 80 Prozent der eingeworfenen Briefe am nächsten Werktag beim Empfänger abzugeben. Wegen dieses Zeitdrucks setzte sie auch nach der Jahrtausendwende weiterhin auf die Flugzeug-Beförderung, obwohl viele Menschen zur schnellen schriftlichen Kommunikation längst auf E-Mails, Handy-Nachrichten und Chats zurückgriffen statt auf Briefe. Derzeit wird das veraltete Postgesetz umfassend reformiert. Die Novelle ist zwar noch nicht verabschiedet, es ist aber politischer Konsens, den Zeitdruck auf die Post abzuschwächen. Daher benötigt die Firma die Flüge nicht mehr und zieht schon jetzt einen Schlussstrich.
Es ist durchaus möglich, dass einige Empfänger die Folgen des Nachtflug-Endes bemerken werden: Beispielsweise könnte die Beförderung von Briefen, die in weit entfernten Regionen Deutschlands aufgegeben wurden, etwas länger dauern. Denn die durchschnittliche Beförderungszeit der Briefe wird sich durch das Ende der Transportflüge etwas verlängern - wie sehr, sagt die Post nicht. Ganz ohne Flugzeuge kommt die Post aber auch künftig nicht aus in ihrem Briefgeschäft: Bei Schreiben ins Ausland setzt das Unternehmen weiterhin teilweise auf Luftpost, diese werden aber meist lediglich als Beiladung in regulären Passagiermaschinen transportiert.
Indes hat die Deutsche Bank erstmals seit Anfang 2017 ihre Kaufempfehlung für die DHL Group kassiert. Eine Erholung im Frachtgeschäft sei nicht in Sicht, titelte Analyst Andy Chu in seiner am Donnerstag vorliegenden Studie zum Bonner Logistiker. Er kappte das Kursziel von 49,50 auf 43 Euro und drehte das Votum auf "Hold". Dies belastet die Aktie im heutigen Handel.
Das Ende der Nachtflüge, weil endlich nicht mehr bestimmte Quoten erfüllt werden müssen, ist nicht nur gut für das Klima, sondern auch für die Gewinnentwicklung der DHL Group. Diesbezüglich dürfte es in den kommenden Jahren wieder nach oben gehen. Dementsprechend bleiben die Aussichten für die günstig bewertete Aktie gut. Wer bereits investiert ist, beachtet weiterhin den Stopp bei 34,00 Euro.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: DHL Group.
Der Chefredakteur dieser Publikation, Herr Leon Müller, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: DHL Group.
Mit Material von dpa-AFX