Nachdem bei der Aktie der Deutschen Post in dieser Woche die Zahlen im Mittelpunkt standen, rückt zum Wochenende wieder der Tarifkonflikt in den Fokus. Im Tarifkonflikt bei der Deutschen Post unternehmen die Gewerkschaft Verdi und die Arbeitgeber an diesem Freitag einen erneuten Versuch zur Einigung.
In der Auseinandersetzung standen die Weichen schon auf Streik: In einer Urabstimmung beim Bonner Konzern hatten sich 85,9 Prozent der Befragten gegen ein Tarifangebot des Unternehmens und für einen unbefristeten Streik ausgesprochen.
Dennoch erklärte sich Verdi nach der Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses am Donnerstag bereit für Verhandlungen. Die Gewerkschaft fordert 15 Prozent mehr Geld für die 160.000 Tarifbeschäftigten im Stammgeschäft der Post, also der Beförderung von Briefen und Paketen in Deutschland. Die Post lehnt das als wirtschaftlich nicht tragfähig ab. Für die Post ist die Gefahr eines unbefristeten Arbeitskampfes damit noch nicht gebannt. Sollten die Fronten bei den Gesprächen am Freitag verhärtet bleiben, könnte Verdi immer noch zum Streik aufrufen.
Die Deutsche Post hat in dieser Woche die Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr veröffentlich. Es war erneut ein Rekordjahr. Die Post rechnet aber nun mit einer Abkühlung der Geschäftsdynamik. Dank des Auslandsgeschäfts konnte im vergangenen Jahr das vom Management prognostizierte operative Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) von 8,4 Milliarden Euro erreicht und damit das Vorjahresergebnis um knapp sechs Prozent übertroffen werden.
Deutsche Bank Research hat die Einstufung für Deutsche Post nach den Zahlen zum vierten Quartal auf "Buy" mit einem Kursziel von 50 Euro belassen. Diese und die Jahreszahlen deckten sich weitgehend mit den Erwartungen, schrieb Analyst Andy Chu in einer am Freitag vorliegenden Studie. Das gelte auch für den Ausblick des Logistikanbieters auf das laufende Jahr.
Die Schweizer Großbank UBS hat Deutsche Post nach Jahreszahlen auf "Buy" mit einem Kursziel von 51 Euro belassen. Die Bewertung des Logistikkonzerns bleibe aber attraktiv, so Analyst Cristian Nedelcu. Die Bonner könnten zudem eine Dividendenrendite von 4,5 Prozent vorweisen und wollten bis Ende 2024 3,4 Prozent der Marktkapitalisierung an die Aktionäre ausschütten.
DER AKTIONÄR bleibt bei seiner Einschätzung: Die Deutsche Post ist sehr gut aufgestellt, um vom weiteren Wachstum des Online-Handels zu profitieren. Dennoch ist die Aktie im Branchenvergleich und auch im historischen Vergleich sehr günstig bewertet. Und darüber hinaus stimmt auch das Chartbild zuversichtlich, dass bald wieder richtig Schwung aufkommt (Stoppkurs: 29,00 Euro).
Hinweis auf Interessenkonflikte
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(Mit Material von dpa-AFX)