Der deutsche Börsenbetreiber Deutsche Börse AG hat am Mittwoch nach Xetra-Handelsschluss seine Quartalszahlen vorgelegt und damit positiv überrascht. Der Nettogewinn stieg deutlich stärker als von Analysten erwartet. Nun wurde die Prognose für das Gesamtjahr angehoben. Die Börse-Aktie gewinnt im späten Handel kräftig.
Die Deutsche Börse bleibt dank guter Geschäfte in allen Bereichen und Übernahmen weiter auf Erfolgskurs. In den drei Monaten bis Ende Juni legten Erlöse und Gewinn im Vergleich zum Vorjahr erneut zweistellig zu. Im zweiten Quartal seien die Erlöse dank unter anderem eines hohen Absicherungsbedarfs der Investoren und höherer Zinsen um 19 Prozent auf fast 1,5 Milliarden Euro geklettert, teilte das im DAX notierte Unternehmen am Abend mit.
Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) zog um 16 Prozent 848 Millionen Euro. Der den Aktionären zurechenbare Nettogewinn lag mit 498,6 Millionen Euro etwa 13 Prozent höher als im Vorjahr. Analysten hatten lediglich mit einem Plus von acht Prozent gerechnet.
Der Konzern rechnet jetzt beim Nettoerlös und operativen Gewinn im laufenden Jahr jeweils mit etwas mehr als bislang. Für Analysten ist dies allerdings keine Überraschung. Die neuen Unternehmensziele liegen immer noch leicht unter der durchschnittlichen Erwartung der Experten.
Für 2024 rechnet Noch-Konzernchef Theodor Weimer bei den Nettoerlösen mit einem Anstieg auf mehr als 5,7 Euro und hat einen Anstieg des operativen Gewinns auf mehr als 3,3 Milliarden Euro in Ansicht gestellt. Beim Erlös wäre das ein Anstieg um mindestens zwölf Prozent und beim operativen Ergebnis ein Plus von rund 14 Prozent. Die Deutsche Börse soll auch mittelfristig weiter stark zulegen. Bis einschließlich 2026 strebt der Vorstand Jahr für Jahr ein zweistelliges Plus beim Umsatz- und Ergebnis an.
Auch das Zinsumfeld spielt der Börse im ersten Halbjahr entgegen den Erwartungen zum Jahresanfang in die Karten, war es doch auf einem konstant hohen Niveau geblieben. Dies treibt bei der Deutschen Börse die Erlöse im Geschäft mit der Verwahrung von Wertpapieren nach oben.
Am Finanzmarkt wurde die Quartalszahlen positiv aufgenommen. Der Kurs der Aktie legte im späten Mittwochs-Handel auf der Handelsplattform Tradegate um 2,3 Prozent auf 192,45 Euro zu. Damit nähert sich das Deutsche-Börse-Papier nach einer kurzen Schwächephase wieder dem Ende Juni erreichten Rekordhoch bei 194,85 Euro.
Das Unternehmen hatte Anfang März die Nachfolge Weimers geregelt. Zum 1. Oktober wird Stephan Leithner Co-Chef der Deutschen Börse. Der frühere Deutsche-Bank-Manager Leithner, der seit 2018 Mitglied des Deutsche-Börse-Vorstands ist, wurde zudem Anfang März zum stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden befördert.
Weimer hat in seiner jetzt mehr als sechsjährigen Amtszeit vor allem das Geschäft mit Daten und Softwarelösungen unter anderem mit Übernahmen ausgebaut. Größter Coup war der im Herbst 2023 abgeschlossene Rekordzukauf des dänischen Software-Anbieters Simcorp für 3,9 Milliarden Euro. Der frühere HVB-Manager hat damit bei dem Börsenbetreiber die Abhängigkeit von den Schwankungen an den Finanzmärkten weiter reduziert. Von dem Erlösanstieg von 19 Prozent im zweiten Quartal sind elf Prozentpunkte auf Simcorp zurückzuführen.
Der künftige Chef Leithner tritt am Kapitalmarkt in große Fußstapfen. Seit dem Amtsantritt Weimers hat sich der Kurs der Börse-Aktie fast verdoppelt. Die Deutsche Börse kommt damit derzeit auf einen Börsenwert von fast 36 Milliarden Euro und ist damit wertvoller als die Deutsche Bank mit knapp 29 Milliarden Euro oder die Commerzbank, die derzeit auf rund 17 Milliarden Euro kommt.
Das Geschäftsmodell der Deutschen Börse ist praktisch konjunkturunabhängig und verspricht auch noch in den kommenden Jahren steigende Wachstumsraten. DER AKTIONÄR hatte zuletzt das Kursziel auf 250 Euro erhöht und in Ausgabe 27/24 auch einen Call auf Deutsche Börse empfohlen.
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(Mit Material von dpa-AFX)