Deutschlands größte Privatbank wird von einem neuen Skandal erschüttert. Die Hinweise, dass die Deutsche Bank in den Milliarden-schweren Geldwäsche-Fall der dänischen Danske Bank verwickelt ist, wurden nun von einem Sprecher in Frankfurt bestätigt. Allerdings sei die Geschäftsbeziehung bereits 2015 beendet worden. Der Aktienkurs der Deutschen sackt am Dienstag auf ein neues Rekordtief.
Eigentlich galten alle Skandale der Deutschen Bank als aufgearbeitet. Doch nun rückt ein zurückliegender Fall den Bankenprimus wieder ins Auge des Sturms: Die Deutsche Bank hat bis 2015 Zahlungen für die Danske Bank in Estland abgewickelt, bestätigte ein Sprecher des deutschen Kreditinstituts am Montag. Die Geschäftsbeziehung sei aber beendet worden, nachdem verdächtige Aktivitäten festgestellt worden waren.
Ein Ex-Mitarbeiter der dänischen Großbank hatte zuvor am Montag vor einem Ausschuss des Parlaments in Kopenhagen erklärt, dass eine ausländische Bank über mehrere Jahre hinweg Milliarden-Beträge aus Russland und angrenzenden ehemaligen Sowjetrepubliken weitergeleitet habe. Sein Geldhaus habe Warnungen über die Vorfälle ignoriert und ihm sogar Schweigegeld angeboten.
Drei Großbanken in Skandal verwickelt
Wie die Agentur Reuters schreibt, ist die Deutsche Bank zusammen mit den beiden US-Großbanken JP Morgan und Bank of America in dem prominenten Fall im Visier der Ermittler. Die drei Banken waren für die Danske-Filiale in Estland als sogenannte Korrespondenzbanken tätig. Die Geldhäuser sind nicht selbst Ziel der Ermittlungen, die Behörden suchen lediglich nach Hinweisen über die Praktiken bei der Danske Bank.
Whistleblower Howard W., der von 2007 bis 2014 unter anderem für die im Zentrum des Skandals stehende estnische Filiale der Danske Bank verantwortlich war, mutmaßte laut Reuters nun, dass wohl bis zu 150 Milliarden Euro allein über die US-Tochter einer großen europäischen Bank gewaschen worden sein. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass es sich dabei um die Deutsche Bank handelt.
JPMorgan habe die Korrespondenzbank-Beziehung mit Danske im Jahr 2013 beendet. Bank of America hatte eine Stellungnahme abgelehnt. Verschiedene Behörden in Dänemark, Estland, Großbritannien und den USA untersuchten Zahlungen in Höhe von rund 200 Milliarden Euro (228,5 Milliarden US-Dollar), die zwischen 2007 und 2015 über die kleine estnische Niederlassung der Danske Bank getätigt wurden.
BaFin hat Sonderbeauftragten eingesetzt
Die Dänen mussten bereits Strafgeld in Millionenhöhe zahlen und wurde im Mai 2018 von der dänischen Aufsichtsbehörde auch dafür kritisiert, zu spät und nur unzureichend auf den Geldwäscheverdacht reagiert zu haben. Dänemarks Wirtschaftsminister Rasmus Jarlov sprach damals von einem "Schandfleck für den dänischen Bankensektor".
Seit September ist die Finanzaufsicht BaFin bei der Deutschen Bank in punkto Geldwäscheprävention aktiv. Die Behörde hat einen Sonderbeauftragten bei dem größten deutschen Institut eingesetzt, der die Umsetzung der von der BaFin angeordneten Maßnahmen zur Prävention von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung überwachen und an die BaFin berichten soll.
Commerzbank ausgestoppt
Die Aktie der Deutschen Bank reagierte auf die jüngsten Veröffentlichungen zunächst nur wenig. Im Dienstagshandel sackt der DAX-Wert dann aber in schwachem Börsenumfeld um gut fünf Prozent auf 8,06 Euro ab - ein neues historisches Tief. Die Aktie der Commerzbank gerät in den Abwärtssog und verliert mehr als drei Prozent auf 7,83 Euro. Damit ist der MDAX-Wert unter die vom AKTIONÄR gesetzte Stopp-Loss-Marke von 7,90 Euro gefallen. Bis auf weiteres bleiben nun beide Aktien bei Investmententscheidungen außen vor.