Die EZB hat auf ihrer gestrigen Sitzung unter anderem den Zinssatz für Notenbankeinlagen weiter abgesenkt. Er sinkt von -0,4 auf -0,5 Prozent. Gleichzeitig wurde aber ein Staffelzins eingeführt. DER AKTIONÄR erklärt, was das für die Banken bedeutet.
Gerade in Deutschland haben die Banken hohe überschüssige Liquidität, die sie kurzfristig bei der Notenbank anlegen. Seit 2014 werden darauf allerdings Strafzinsen fällig. Das Unternehmen Deposit Solutions hat nun in einer Studie errechnet, dass die Banken der Eurozone seitdem mehr als 21 Milliarden Euro Zinsen an die EZB gezahlt haben. Alleine im vergangenen Jahr fielen 7,5 Milliarden Euro an. Die deutschen Banken zahlten 2018 fast 2,5 Milliarden Euro.
Mit der Senkung des Einlagesatzes auf -0,5 Prozent wird die Belastung nach Aussage des Bundesverbandes deutscher Banken auf 2,9 Milliarden Euro steigen. Allerdings hat die EZB nun einen Staffelzins für die Einlagen eingeführt. Bisher können die Banken ein Prozent ihrer Einlagen straflos bei der Notenbank einlegen. Künftig soll das Sechsfache der Mindestreserve von Zinsen befreit sein. Insgesamt ergibt sich damit für alle Banken wohl eine Entlastung von rund zwei Milliarden Euro.
Für deutsche Banken rechnet der Vermögensverwalter Picet mit einer Entlastung von knapp 900 Millionen. Davon würde ein Teil natürlich auch auf die Deutsche Bank und die Commerzbank entfallen. Wie viel das genau ist jedoch unklar. Allerdings dürften die Ausnahmen die Banken nur von einem Teil entlasten.
Kurzfristig stellt sich die Frage, ob die EZB-Maßnahmen helfen, einen Wirtschaftsabschwung abzuwenden. Der wäre wegen zunehmender Kreditausfälle und weniger Neugeschäft besonders schmerzlich. Die allgemeinen Belastungen durch die Niedrigzinsen sind durch den Staffelzins nicht weniger geworden. Beide Institute müssen noch den Beweis erbringen, wie sie profitabel arbeiten können. Aktuell sollten nur Trader aktiv werden.