Die Aktien von Deutscher Bank und Commerzbank können am Mittwochnachmittag kräftig zulegen und ihre anfänglichen Verluste mehr als ausgleichen. Hintergrund sind Meldungen, wonach der Bund eine Fusion der beiden Institute forciert. Die Sinnfrage eines solchen Zusammenschlusses rückt dabei zunächst in den Hintergrund.
Die Bundesregierung intensiviert ihre Bemühungen, zur Lösung der Probleme bei der Deutschen Bank beizutragen. Sie nimmt zu diesem Zweck Möglichkeiten ins Visier, eine Fusion mit der Commerzbank zu erleichtern, sagten mit dem Vorgang vertraute Personen der Nachrichtenagentur Bloomberg. Gespräche, an denen Bundesfinanzminister Olaf Scholz und Deutsche-Bank-CEO Christian Sewing in den vergangenen Monaten beteiligt waren, befassten sich mit konkreten Möglichkeiten, wie der Bund bei einem Zusammengehen der beiden größten Banken des Landes behilflich sein könnte, hieß es.
In den Gesprächen sei es auch um eine mögliche Gesetzesänderung gegangen, mit der ein Zusammenschluss der Institute, verbunden mit einer Neubewertung von Aktiva, weniger kostspielig gestaltet werden könnte. Die Gespräche befänden sich in einem frühen Stadium und andere Alternativen - wie Kapitalzuflüsse durch existierende oder neue Investoren - stünden auch zur Diskussion, hieß es von einer Person weiter.
Vertreter des Bundesfinanzministeriums und der Commerzbank lehnten Stellungnahmen ab. Die Deutsche Bank verwies auf frühere Aussagen Sewings, wonach innerhalb der nächsten 18 Monate keine großen strategischen Maßnahmen geplant seien. Die Bundesregierung und speziell Finanzminister Olaf Scholz hatte in der Vergangenheit die Bedeutung einer starken deutschen Großbank für die heimische Wirtschaft betont und damit den seit längere schwelenden Fusionsgerüchten neue Brisanz verliehen. Innerhalb der Regierungskoalition regt sich aber bereits Widerstand, falls für den Zusammenschluss Steuergeld fließen soll.
Trendwende oder Strohfeuer?
Die Aktien von Deutscher Bank und Commerzbank können nach der Bloomberg-Meldung am Nachmittag jeweils rund fünf Prozent zulegen und sich somit von ihren jüngsten Tiefs lösen. DER AKTIONÄR bleibt allerdings skeptisch. Einerseits sind die Fusionsgerüchte nicht neu und haben auch in der Vergangenheit nur vorrübergehend für Impulse gesorgt. Andererseits ist fraglich, ob und wie die beiden Krisenbanken durch den Zusammenschluss an Stärke gewinnen sollen – die operativen Herausforderungen werden durch die „Zwangsehe“ schließlich nicht kleiner.
Auch wenn die Erholung bei Deutscher Bank und Commerzbank überfällig ist, sollten Anleger nicht vorschnell handeln und dabei in eine mögliche Bullenfalle tappen. DER AKTIONÄR behält die weitere Entwicklung im Auge.