Im positiven Gesamtmarkt können heute auch die Bankaktien kräftig zulegen. Hintergrund dürften Meldungen vom Wochenende sein, wonach die Bundesregierung bei den Hilfen für Unternehmen ein weiteres Mal nachlegt. Davon sollten auch die Banken profitieren.
Für die meisten Unternehmen, die länger als fünf Jahre existieren, ist in der Krise der KfW-Unternehmerkredit interessant, um an Liquidität zu kommen. Großunternehmen können demnach Darlehen für Betriebsmittel oder Investitionen erhalten, für die die KfW gegenüber der Hausbank zu 80 Prozent bürgt. Fällt ein Kredit aus, bleiben die Privatbanken auf 20 Prozent der Kreditsumme sitzen. Nach Jahren sehr niedriger Ausfallraten haben die Banken aber ihre Risikovorsorge stark abgeschmolzen, weshalb 20 Prozent gerade bei der hohen Gesamtsumme an Unternehmenskrediten kein Pappenstiel ist.
Selbst die Lücke von zehn Prozent bei der Absicherung von Krediten für Mittelständler ist den meisten Banken wohl zu riskant. Gerade kleinere Unternehmen dürften am stärksten von der Krise betroffen sein, da sie über weniger Liquidität und ein weniger diversifiziertes Geschäftsmodell als Konzerne verfügen. Nun soll der Staat für Kredite bis zu 800.000 Euro haften, bei Kleineren und mittleren Unternehmen könnte die KfW ebenfalls 100 Prozent der Kreditsumme absichern, so verschiedene Medienberichte. Bei einem Ausfall der Kredite zumindest für KMUs wäre das Risiko dann aus den Büchern der Privatbanken.
Die Deutsche Bank wollte sich mit ihrer im letzten Sommer verabschiedeten Strategie wieder auf ihre Wurzeln konzentrieren, das heißt das Geschäft mit Unternehmen in Deutschland und Privatkunden. Ende 2019 hatten aber lediglich 15 Prozent der Firmenkunden ihren Sitz in Deutschland. Im ersten Quartal könnte die Bank zumindest im Investmentbanking aufgrund der hohen Volatilität gut weg gekommen sein, auch wenn in diesem Sektor seit dem Vorjahr tausende Stellen abgebaut wurden.
Als Marktführer bei der Mittelstandsfinanzierung in Deutschland spielen zusätzliche Hilfen für Kleinere und mittlere Firmen der Commerzbank besonders in die Hände. Bestandskunden können so weiter liquide gehalten werden, mögliche Ausfälle würde größtenteils der Bund übernehmen. Im Interview mit dem Handelsblatt sagt der Firmenkundenchef Roland Boukhout: „Durch die enge Zusammenarbeit der Banken mit dem Bund im Rahmen der staatlichen Förderprogramme gehen wir jedoch davon aus, dass die Auswirkung auf die Ratings unserer Kunden und die Risikovorsorge der Banken überschaubar bleiben werden. Derzeit kann aber niemand seriös vorhersagen, wie die Auswirkungen mittelfristig sein werden.“
Die Deutsche Bank wollte sich mit ihrer im Sommer verabschiedeten Strategie neu erfinden. Ob das angesichts von Corona gelingt, bleibt fraglich. DER AKTIONÄR rät von der Aktie derzeit ab.
Die Commerzbank könnte dagegen stark von den Absicherungen des Bundes für Unternehmen in der Realwirtschaft profitieren. Die Aktie gewinnt heute stark, ein Turnaround deutet sich an.
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