Die Deutsche Bank hat bereits in diesem Jahr wieder ihre Dividendenzahlungen aufgenommen, die Commerzbank wollte kommendes Jahr erstmals seit 2018 die Aktionäre wieder am Erfolg beteiligen. Allerdings könnte sich Deutschland 2023 schon in einer Rezession befinden. Die Bundesbank warnt daher vor zu hohen Erwartungen bei den Ausschüttungen.
Bundesbank-Vorstandsmitglied Joachim Würmeling warnte die Branche in einem Interview, allzu große Hoffnungen bei den Aktionären wecken. Darüber berichtete die Nachrichtenagentur Reuters. Die deutschen Geldhäuser sollten angesichts der derzeit noch guten Situation nicht in „Leichtsinn“ verfallen, sagte der für Bankenaufsicht zuständige Würmeling. Die Aufseher rechnen mit einer Eintrübung des Wirtschaftsklimas und im Winterhalbjahr mit einer Rezession.
Klare Aussagen verringeren Flexibilität
„Nach den uns vorliegenden Planungen rechnen die großen deutschen Institute für die kommenden Jahre mit signifikanten Steigerungen ihrer Dividendenausschüttungen in absoluten Zahlen“, sagte Würmeling. Die Aufsicht warne die Institute grundsätzlich davor, Investoren mittelfristige Versprechungen zu Dividenden-Zahlungen zu machen. „Wenn man an solche Zusagen gebunden ist, obwohl sich das Umfeld radikal verändert hat, gerät man bei unerwarteten Problemen oder Krisen in ein schwieriges Dilemma.“ Würmeling sagte, er rate als Aufseher den Banken eher dazu, Kapital in der Bank zu halten, um es als Ausgleich für eventuelle Verluste zur Verfügung zu haben.
Deutsche Bank plant Ausschüttungen stetig zu steigern
Die Aussage ist vor dem Hintergrund zu sehen, dass die deutschen Großbanken gerade erst dabei sind, ihre Dividendenzahlungen aufzunehmen. Die Deutsche Bank hat für 2021 eine Dividende von 0,20 Euro je Aktie gezahlt. Für 2022 rechnen Analysten mit einer Ausschüttung von 0,31 Euro je Aktie. Bis 2025 will das Geldhaus rund 3,3 Milliarden Euro Dividende ausschütten. Dabei wurde beim Kapitalmarkttag im vergangenen März ein relativ klarer Plan für die Dividendenanhebungen bis 2024 vorgestellt. Ausgehend vom Geschäftsjahr 2021 soll die Dividende jedes Jahr um 50 Prozent steigen.
Commerzbank will 2023 Dividendenzahlung wieder aufnehmen
Die Commerzbank hatte kürzlich bekräftigt, für 2022 erstmals seit 2018 wieder eine Dividende zahlen zu wollen. Über die konkrete Höhe ist noch nichts bekannt. Allerdings will man zunächst rund 30 Prozent des Jahresgewinns ausschütten. Bis 2024 könnten Aktionäre dann etwa mit der Hälfte des jährlichen Überschusses am Erfolg beteiligt werden.
Die Aktien der Deutschen Bank und Commerzbank bleiben weiterhin nur etwas für mutige Anleger. Die Aussicht auf die Wiederaufnahme von Ausschüttungen beziehungsweise steigende Dividenden dürfte die Aufmerksamkeit für die Papiere erhöhen. Gleichzeitig nehmen die Risiken durch das wirtschaftliche Umfeld zu.
Kommt es nur zu einer kurzen Rezession, dann könnte das anziehende Zinsniveau trotzdem für auskömmliche Geschäfte sorgen. Interessierte können bei beiden Werten noch zugreifen.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.
Aktien der Commerzbank befinden sich in einem Real-Depot der Börsenmedien AG