Die Deutsche Bank wurde nach Zahlen am Mittwoch regelrecht abgestraft, der Wert schloss fast sieben Prozent im Minus. Ursächlich für den Abverkauf dürften vor allem die unerwartet höheren Kosten gewesen sein. Dabei könnte hier im Q4 noch mehr kommen. Das ist allerdings eine gute Nachricht, die derzeit völlig untergeht. Außerdem redet niemand über ein Segment, das die Talsohle erreicht haben könnte.
Der Vorsteuergewinn von 554 Millionen Euro wurde durch zusätzliche Restrukturierungskosten von 700 Millionen Euro überschattet. Anleger fühlen sich an alte Zeiten erinnert, als das Management der Deutschen Bank immer wieder Versprechen brach und bei der Kostensenkung nicht vorankam. Bisher war das unter CEO Christian Sewing anders, er hielt stets Wort. Bis jetzt mehrere Einmaleffekte zusammenkamen. Sicher macht es auch Sinn mehr Geld für die IT und die Compliance in die Hand zu nehmen. Störungen und weitere Rechtsstreitigkeiten kann das Institut nicht brauchen.
Restrukturierungsdruck lässt nach
Im vierten Quartal dürfte die Bank erneut Transformations-Aufwendungen buchen. Darauf deuten Aussagen von Sewing im Rahmen der Zahlenpräsentation hin. Demnach seien 90 Prozent der bis Ende nächsten Jahres geplanten Kosten bereits verdaut, den Großteil der verbleibenden Aufwendungen will das Management daher noch in diesem Jahr buchen. Die Belastungen, die dann noch 2022 anfallen können, werden somit reduziert, was den Druck auf die Gewinne nimmt.
Unternehmerbank kämpft sich zurück
Völlig untergegangen ist zudem die Entwicklung der Unternehmerbank, die neben der Privatkundensparte den zinsabhängigen Geschäftsbereichen zuzuordnen ist. Seit Beginn der Sanierung 2019 fielen hier die Erträge immer weiter, die fallenden Zinsen und die hohe Corona-Risikovorsorge belasteten die Ergebnisse. Im Q3 blieben die Erträge bei 1,26 Milliarden Euro konstant gegenüber dem Vorjahr. Der Vorsteuergewinn erreichte mit 292 Millionen den höchsten Wert seit Beginn des Umbaus. Die materielle Eigenkapitalrendite sprang von 5,1 auf 7,8 Prozent und erreicht damit fast den für Ende nächsten Jahres ausgegeben Zielwert von acht Prozent. Verwahrentgelte auf Einlagen und sinkende Kosten halfen.
Zinswende als Chance
Der Fokus der Berichterstattung liegt meist auf dem Investmentbanking, das den Großteil der Gewinne seit zwei Jahren einfährt. Da erstmals seit geraumer Zeit zumindest in den USA und Großbritannien die Hoffnung auf steigende Leitzinsen besteht, sollte die Analyse die zinssensitiven Bereiche wie die Unternehmerbank mehr beleuchten. Dort gibt es die Chance, dass die Einnahmen bei einer Zinswende anziehen.
Nach den starken Kursverlusten am Mittwoch hat sich die Aktie noch nicht wieder gefangen. Zum Wochenausklang wäre wichtig, dass die Notierung klar über der 11-Euro-Marke schließt. Der nächste Widerstand von Relevanz liegt bei 11,35 Euro. Investierte beachten den Stopp bei 9,00 Euro. Unentschlossen warten vorerst ab, bis sich eindeutige Chartsignale ergeben.