Die Deutsche Bank war zuletzt der Gewinner der Woche im DAX. Zum Start in die neue Woche steht aber Ärger ins Haus. Erneut geht es um die Postbank. So könnte der Deutschen Bank nun doch eine milliardenschwere Nachzahlung an die ehemaligen Postbank-Aktionäre drohen. Die Aktie schmiert daraufhin im vorbörslichen Handel ab.
Die Aktie der Deutschen Bank liegt am Montag vorbörslich rund fünf Prozent im Minus. Grund ist eine Mitteilung der Bank vom späten Freitagabend. Das Oberlandesgericht Köln (OLG) hat demnach der Deutschen Bank am vergangenen Freitag in einer mündlichen Verhandlung angedeutet, dass den Postbank-Aktionären bei der Übernahme der Postbank vor 14 Jahren ein höherer Preis zugestanden haben könnte.
„In seinen Ausführungen deutete das Gericht an, dass es Teile dieser Ansprüche in einer späteren Entscheidung für begründet befinden könnte“, heißt es in der Mitteilung der Bank. Die Führung der Bank hielt es bislang für überwiegend unwahrscheinlich, dass man wirklich eine Strafe im Zuge der Postbank-Übernahme zahlen muss. Das gelte auch weiterhin.
Im zweiten Quartal solle nun dennoch eine Rückstellung gebildet werden, da die Wahrscheinlichkeit gestiegen sei, dass doch eine Zahlung fällig werde. Die maximal zustehende Summe beziffert die Deutsche Bank einschließlich Zinsen auf rund 1,3 Milliarden Euro. Das wäre in etwa der gesamte Nettogewinn des ersten Quartals.
Zur genauen Höhe der Rückstellung wollte sich die Bank bisher nicht äußern. Auswirkungen auf die Profitabilität und die Kapitalquoten der Bank für das zweite Quartal und das Gesamtjahr werde sie aber haben. Sollten es tatsächlich 1,3 Milliarden Euro werden, würde das die harte Kernkapitalquote um 0,2 Prozentpunkte reduzieren. Diese ist für die Dividende relevant und lag Ende März bei 13,45 Prozent. An den übergeordneten strategischen oder finanziellen Zielen ändere die Rückstellung hingegen nichts.
Wann eine Gerichtsentscheidung fällt, ist noch unklar. Angesichts der Komplexität dieses Rechtsfalls und der kurzen Zeitspanne seit den Aussagen des Gerichts wolle das Management die rechtlichen Argumente und die möglichen Auswirkungen auf die Finanzberichte weiter prüfen. Am wahrscheinlichsten dürfte nun sein, dass sich die Parteien auf einen Vergleich einigen.
DER AKTIONÄR hatte am Freitag bereits auf mögliche Gewinnmitnahmen nach dem extremen Höhenflug der vergangenen Tage hingewiesen, und Anlegern eine Teilrealisierung der Gewinne ans Herz gelegt. Anleger lagen da seit der Empfehlung des AKTIONÄR vor gut einem Jahr bereits 74 Prozent im Plus. Mit dem erneuten Ärger wegen der Postbank-Übernahme kommt nun ein fundamentaler Dämpfer hinzu, der zumindest kurzfristig belasten dürfte. An den positiven langfristigen Aussichten der Bank würde aber selbst eine Strafzahlung in Höhe von 1,3 Milliarden Euro nichts ändern. Investierte Anleger bleiben mit ihren restlichen Positionen an Bord.