Mit Beginn der Corona-Pandemie geht es nicht mehr um Millionenbeträge, sondern um Milliarden. So auch bei der Deutschen Bank. Eine der wichtigsten Kennziffern dürften derzeit die Rückstellungen für Kreditverluste sein. Damit wappnen sich Banken gegen erwartete Insolvenzen und Zahlungsausfälle. Für die Deutsche Bank erwarten Analysten Rückstellungen im Gesamtjahr in Milliardenhöhe.
Nachdem die Deutsche Bank im vergangenen Jahr 723 Millionen Euro für faule Darlehen zurückgelegt hatte, rechnen die von Bloomberg befragten Experten mit einem massiven Anstieg auf 2,46 Milliarden Euro. Auch 2021 sollen es zusätzlich nochmal 1,77 Milliarden Euro sein. Allerdings wurden jeweils nur drei beziehungsweise zwei Analysten für die Schätzung befragt.
Das zeigt, dass die Unsicherheit sehr hoch ist und selbst viele Experten sich derzeit kein Urteil zutrauen. Klar ist, dass die Rückstellungen deutlich steigen. Im ersten Quartal hatte die Deutsche Bank mit 506 Millionen Euro im Vergleich mit den europäischen Peers relativ wenig zurückgelegt. Im zweiten Quartal sollen laut Vorstand der Deutschen Bank etwa 800 Millionen Euro dazukommen. Die Risikovorsorge soll sich dann bei 34 bis 40 Basispunkten aller vergebenen Kredite bewegen. Im ersten Quartal lag man bei 0,25, während der Schnitt der Wettbewerber bei 0,40 lag.
Der Vorstand hat zuletzt mehrfach betont, dass der Großteil des Geschäftes in Deutschland liege. Von den vergebenen Darlehen entfällt zudem wiederum ein größerer Anteil auf Deutschland. Hypothekendarlehen gelten dabei als sehr sicher, was die Ausfallrate angeht. Die vielfältigen staatlichen Maßnahmen gegen die Krise wie Kurzarbeitergeld, Transferzahlungen für Unternehmen und Staatsgarantien für Kredite, dämpfen die Ausfallraten bei Banken zusätzlich ab.
Rückstellungen folgen dem Vorsichtsprinzip, ob und wann sie in Anspruch genommen werden müssen, ist ungewiss. Die Ausrichtung auf das relativ stabile Geschäft in Deutschland könnte die geringere Risikovorsorge der Deutschen Bank im Vergleich zu den Peers rechtfertigen. Im dritten Quartal sollen laut Vorstand die Rückstellungen zudem nicht mehr so hoch ausfallen. Außerdem kommt die Bank trotz Corona überraschend gut beim Konzernumbau voran.
Die Aktie legt heute kräftig zu und steht kurz vor dem Ausbruch aus dem seit Februar bestehenden Abwärtstrend bei 8,70 Euro. Mutige setzen auf ein Break und steigen ein. Investierte Anleger bleiben dabei und beachten den Stopp bei sechs Euro.