Die größten Gewinner sind heute Finanztitel, die in den letzten Wochen auch am stärksten verloren. Der Kapitalmarkttag der Deutschen Bank am kommenden Donnerstag wirft ebenfalls seine Schatten voraus. Das Strategie-Update könnte jedoch von den Ereignissen überholt worden sein. Die Risiken durch den Ukrainekrieg interessieren Anleger und Experten dafür umso mehr. Ein Experte kommt aber zu einer eher ungewöhnlichen Einschätzung.
Eigentlich wollte das Management um CEO Christian Sewing am 10. März ein Update zur weiteren Strategie nach dem Jahr 2022 geben. Denn dann sollte der Umbau abgeschlossen sein und auch Anleger sollten durch höhere Ausschüttungen wieder zunehmend am Erfolg beteiligt werden. Die aktuellen Ereignisse dürften das Event aber überschatten. Das bis vor wenigen Wochen positive Zinsumfeld ist dahin.
Relative Schwäche des Sektors
Kurzfristig schätzen viele Experten die Situation negativ ein. Die Analysten der Berenberg Bank verwiesen darauf, dass die europäischen Bankenwerte seit Beginn des Konflikts in der Ukraine rund 15 Prozent schlechter abgeschnitten haben als der Gesamtmarkt. Die Aktien der Geldhäuser litten unter Befürchtungen eines schwächeren Wirtschaftswachstums und einem langsameren Anstieg der Leitzinsen als zuvor.
Keine Insolvenzgefahr
Eine interessante Meinung hat Ingo Frommen von der Landesbank Baden-Württemberg. Er befürchtet für die Deutsche Bank deutliche Auswirkungen des Krieges. Die Erreichung der jüngst bestätigten Ziele für das Jahr 2022 dürften nun kaum mehr möglich sein, glaubt er. Zudem könne es passieren, dass die Deutsche Bank ihr geplantes Aktienrückkaufprogramm jetzt nicht mehr umsetzt. Allerdings geht er nicht davon aus, dass Umstrukturierungserfolge damit zurückgesetzt werden oder das Geldinstitut „in eine die Solvenz bedrohende Situation gerät“.
Kaufempfehlung ausgesprochen
Die zuletzt hohen Kursverluste der Deutsche-Bank-Titel sieht Frommen hingegen als übertrieben und das Papier inzwischen wieder als günstig bewertet an. Zwar rechnet er nun mit niedrigeren Erträgen und einer höheren Kreditrisikovorsorge, er stufte die Aktie aber von „Halten“ auf “Kaufen“ hoch. Sein Kursziel hat er von 12,50 auf 11,50 Euro gesenkt. Das liegt aber noch immer satt über dem aktuellen Kursniveau.
Eine Kaufempfehlung für Banktitel ist in der aktuellen Situation ungewöhnlich. Die Bewertung ist durch den rasanten Kurssturz in der Branche natürlich günstig. Auch wenn der Markt heute wieder nach oben dreht, ist es indes noch zu früh, um über einen Neueinstieg nachzudenken. Denn zu unsicher sind noch viele Folgen des Kriegs.
Mit Material von dpa-AFX.