Das Thema Kirch ist für die Deutsche Bank immer noch nicht ausgestanden. Jetzt kam es zur Anklage gegen Deutsche-Bank-Vorstand Jürgen Fitschen. Die Aktie kommt nicht recht in die Gänge.
Kirch und kein Ende bei der Deutschen Bank: Die Staatsanwaltschaft München hat Deutsche-Bank-Vorstand Jürgen Fitschen und vier frühere Spitzenmanager des deutschen Marktführers angeklagt. Sie wirft ihnen versuchten Betrug im Kirch-Prozess in einem besonders schweren Fall vor. "Das Gesetz sieht hierfür Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis zu zehn Jahren vor", erklärte Oberstaatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch.
Was wird Fitschen konkret vorgeworfen?
Der seit Juni 2012 amtierende Co-Chef der Deutschen Bank hatte im Juni 2011 vor dem Oberlandesgericht München ausgesagt. In dem Prozess ging es um Schadenersatz für die Erben von Leo Kirch. Der Medienunternehmer hatte bis zu seinem Tod stets die Deutsche Bank für die Pleite seines Konzerns verantwortlich gemacht.
Fitschens Aussage vor Gericht war nach Ansicht der Münchner Staatsanwaltschaft aber nicht in sich schlüssig. Vielmehr soll er zusammen mit seinen Vorgängern Josef Ackermann und Rolf Breuer und zwei weiteren Ex-Managern zusammengewirkt haben, um das Gericht durch falsche Angaben zu täuschen und damit Schadenersatzzahlungen zu vermeiden. Alle fünf wurden nun angeklagt.
Steht Fitschen als Co-Chef der Deutschen Bank nun infrage?
Fitschen hatte die Vorwürfe genau wie auch die Ex-Manager der Deutschen Bank stets zurückgewiesen. Für den amtierenden Chef des größten deutschen Geldinstituts, der zudem Präsident des Bankenverbandes BdB ist, ist die Anklage aber zweifelsohne eine Belastung. Die Bank machte jedoch deutlich, sie halte die Vorwürfe für haltlos und sei überzeugt, "dass sich der Verdacht gegen Jürgen Fitschen als unbegründet erweisen wird".
Dennoch droht dem 66-jährigen Fitschen zum Ende seiner Karriere ein kräftezehrender Kampf um seine Reputation. Die Finanzaufsicht Bafin müsste erst im Fall einer Verurteilung Fitschens prüfen, ob es deswegen Zweifel an dessen Eignung zur Führung der Bank gäbe. Einen Automatismus, dass ein verurteilter Banker seinen Job verliert, gibt es nicht.
Ist die Zulassung der Anklage nicht nur eine Formalie?
Nein, denn nicht immer lassen die Richter die Anklage der Staatsanwaltschaft auch tatsächlich zu: Die Anklage gegen die ehemaligen Vorstände der BayernLB wegen des Fehlkaufs der österreichischen Krisenbank Hypo Alpe Adria zum Beispiel wollten die Richter nicht zulassen: Sie sahen kein strafbares Handeln der Vorstände. Erst nach einer Beschwerde der Staatsanwaltschaft ordnete das Oberlandesgericht (OLG) München dann doch einen Prozess an, der gegen zwei von anfangs sechs Beteiligten immer noch läuft. Gegen einen Großteil der Angeklagten wurde das Verfahren aber bereits eingestellt.
Wann würde ein möglicher Prozess gegen Fitschen & Co beginnen?
Das kann noch lange dauern. Die Prüfung der Anklage dauert meistens mehrere Monate, manchmal noch länger. Bei Prozessen mit mehreren Angeklagten gestaltet sich zudem die Suche nach Verhandlungsterminen schwierig, da alle Beteiligten mit ihren Anwälten anwesend sein müssen. Ein Prozess würde somit frühestens im kommenden Jahr beginnen.
Wie geht es mit der Aktie weiter?
Nichts hasst die Börse mehr als Unsicherheit. Und die Anklage gegen Fitschen ist ein Unsicherheitsfaktor. Börsenbrief-Autor Hans Bernecker geht für den Fall, dass es zum Prozess kommt, davon aus, dass die Spitze der Bank neu besetzt werden muss. DER AKTIONÄR empfiehlt den Anlegern, sich von den Vorfällen nicht nervös machen zu lassen. Womöglich kommt es gar nicht zum Prozess gegen Fitschen und dann war die ganze Aufregung umsonst. Die aktuelle Kursschwäche sollte als Chance gesehen werden, die äußerst günstige Aktie zu kaufen. Der Stoppkurs sollte bei 22,50 Euro gesetzt werden.
(Mit Material von dpa-AFX)