Bankaktien wie die Deutsche Bank oder auch die Commerzbank haben von den gestiegenen Zinsen profitiert. Andererseits sorgen sich die Anleger angesichts der eintrübenden Konjunktur um etwaige Kreditausfälle und damit einhergehende Rückstellungen. Die Q3-Zahlen, die die Frankfurter Geldhäuser demnächst vorlegen, dürften (mehr) Klarheit bringen.
Die Gewinne der Banken in Europa haben in diesem Jahr wahrscheinlich den höchsten Stand seit der Finanzkrise erreicht, nachdem sie im Gleichschritt mit den Zinssätzen gestiegen sind. Da sich die Konjunkturaussichten nun wegen der Hochzinsen und der sich abzeichnenden geopolitischen Krisen verdüstern, könnte sich der Fokus auf die Margen verlagern und auf einen Anstieg fauler Kredite.
“Banken erzielen derzeit Spitzenergebnisse”, sagt Alexandra Annecke, leitende Portfoliomanagerin bei Union Investment in Frankfurt, gegenüber Bloomberg. “Das dritte Quartal wird zum ‘pulse check’, ob bzw. wie sich diese sehr positive Situation normalisiert, etwa weil die Banken die höheren Zinsen an die Sparer weitergeben müssen.”
Investoren werden besonders auf den Ausblick zu Einlagen und Krediten achten, wo ein stärkerer Wettbewerb auf die Zinsmarge drücken könnte, der wegen der wohl für länger bestehenden höheren Zinsen an Bedeutung gewonnen hat.
Weitere Themen sind die Kriege in Israel und der Ukraine, die wirtschaftlichen Probleme im Reich der Mitte und potenzielle Bestrebungen zur Einführung von Sondersteuern, wie sie in diesem Jahr in Italien, Schweden und den Niederlanden zu beobachten waren. Auch die Rückstellungen für faule Kredite, insbesondere im Bereich von Gewerbeimmobilien, werden von Interesse sein. Auch wenn die meisten großen europäischen Banken wohl mehr für Kreditverluste zur Seite legen dürften als vor einem Jahr, sind die Banker hinsichtlich der Qualität ihrer Kreditbücher noch relativ optimistisch.
Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing sprach im Interview mit Bloomberg TV unlängst von “großer Widerstandsfähigkeit” des Portfolios. Bettina Orlopp, Finanzchefin der Commerzbank, äußerte sich ähnlich, wies aber darauf hin, dass die Kreditrückstellungen wahrscheinlich im nächsten Jahr steigen werden. Die Aufsichtsbehörden verfolgen die Entwicklung jedenfalls mit Argusaugen.
Während die die Deutsche Bank, die am Montag leicht zulegen kann am kommenden Mittwoch Zahlen vorlegt, dauert es bei der Commerzbank (aktuell minus 0,4 Prozent) noch rund zwei Wochen (8. November). DER AKTIONÄR ist für beide Banken-Titel weiterhin durchaus optimistisch und empfiehlt Anlegern, die Papiere jeweils zu halten.
Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Commerzbank.
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