Ausgerechnet im Abschlussjahr der Deutsche-Bank-Sanierung ändert sich das wirtschaftliche Umfeld radikal und die Unsicherheit schießt in die Höhe. Zweifel sind angebracht, ob das Management daher seine Ziele noch erreichen kann. Die hohe Inflation ist zudem ein zweischneidiges Schwert.
Die zunehmende Teuerung führt auch bei der Deutschen Bank zu einem Lohndruck, die Kosten steigen. Das absolute Kostenziel hatte der Vorstand allerdings letzten Herbst schon beerdigt. Stattdessen hält man weiterhin an einer Kosten-Ertrags-Quote von 70 Prozent für Ende 2022 fest. Das könnte sich nun als Vorteil erweisen, um die selbstgesteckten Vorgaben doch noch zu erreichen.
Endlich steigen die Zinsen
Denn die hohe Inflation hat die EZB auf den Plan gerufen, im Juli soll der erste Schritt der Zinswende erfolgen. Mit einem großen Retailgeschäft und einer starken Stellung im Firmenkundengeschäfte dürfte die Deutsche Bank kräftig von steigenden Zinsen partizipieren. Im ersten Schritt steigen also die Erträge. Denkbar ist durchaus, dass sie stärker als die Kosten zunehmen.
Ziel noch zu schaffen
Dann könnte die Kosten-Ertrags-Quote sinken und das Ziel von 70 Prozent doch noch erreicht werden. Auch im Investmentbanking könnte aufgrund der hohen Volatilität mehr Geschäft als erwartetet gemacht werden, vor allem im Anleihehandel ist die Deutsche Bank gut positioniert. Das spricht auch hier für eine Überraschung bei den Erträgen.
Auch wenn die Tochter DWS Group aufgrund der laufenden Untersuchungen ein Unsicherheitsfaktor ist, sind die restlichen Segmente der Deutschen Bank im laufenden Jahr gut aufgestellt. Das wichtigste Ziel – die Kosten auf ein vernünftiges Maß zu reduzieren – kann das Management daher immer noch erreichen.
Kommt es zu keiner Rezession in Europa, könnte die Aktie im laufenden Jahr noch positiv überraschen. Die Bewertung ist günstig, mutige Anleger legen sich ein paar Stücke ins Depot.