Fällt die Aktie der Deutschen Bank nach guten Wochen jetzt wieder zurück? Merkwürdig mutet an, dass eine Meldung, veröffentlicht gestern, gedruckt schwarz auf weiß, weitestgehend unbeachtet blieb. Noch vor ein paar Tagen hätte sie zu einem kräftigen Kurssprung geführt. Ging sie einfach nur unter im Getöse um Fragen der US-Demokraten, Berichte über den Danske Bank-Skandal und ein optimistisch anmutendes Kursziel?
Da berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung, Vertreter des Finanzinvestors Cerberus hätten sich mit Staatssekretär Jörg Kukies getroffen. Mehrfach getroffen. Konkret heißt es: Kukies hat sich nach Angaben der Parlamentarischen Finanzstaatssekretärin Bettina Hagedorn genauso oft mit Cerberus-Leuten getroffen wie mit Vertretern der Commerzbank. An letzterer ist der Bund immerhin beteiligt, da gibt es immer mal Gesprächsstoff wie –bedarf. Man trifft sich, man plaudert.
An Cerberus indes ist man nicht beteiligt. Der Höllenhund aber ist an der Commerzbank beteiligt. Und an der Deutschen Bank. Und Kukies? Jörg Kukies ist Staatssekretär im Finanzministerium von Olaf Scholz. Scholz, SPD-Mann und Vize-Kanzler, gilt als Befürworter einer Deutsche Bank/Commerzbank-Fusion. Was dabei Fragen aufwirft?
Dass die Meldung der FAZ gestern kaum ein Echo fand. Nochmal: Da trifft sich also ein Großaktionär beider Institute mit Vertretern des Finanzministeriums – und niemand fragt warum? Niemand schreit "Fusion"? Wir wollen nicht vergessen: Cerberus hat auch große Teile der HSH Nordbank gekauft. Und will für die Nord LB mitbieten. Das könnten Gründe sein. Zufall – oder auch nicht. Wir hatten schon im Dezember auf die (ominöse) Rolle der New Yorker Investmentfirma hingewiesen, die an der Deutschen Bank nicht nur beteiligt ist, sondern diese auch berät. Dass jetzt auch die FAZ die Verflechtung von Beteiligung, Beratung und Finanzministerium, zum Thema macht, erzeugt Spannung. Wer und was werden da noch folgen?
Stand heute scheint die Fusionsfantasie jedenfalls erloschen. Es fehlt der Glaube an einen Zusammenschluss von Deutsche Bank und Commerzbank. Darauf deutet ein Blick auf den gestrigen Kursverlauf hin. Dass der Markt den eingangs erwähnten Bericht nicht zum Anlass nahm, die Aktie gen Norden zu schicken – wie noch vor einigen Tagen, als erstmals über Treffen zwischen CoBa, Deutsche Bank und Finanzministerium berichtet wurde –, kann als Indiz dafür gewertet werden. Und weniger für eine nahende Fusion. Möglicherweise reift jetzt die Erkenntnis: Gespräche sind schließlich nicht gleichzusetzen mit Verhandlungen. Und Verhandlungen nicht mit einem Resultat.
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