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20.05.2022 Fabian Strebin

Deutsche Bank: Achleitner ist weg – zehn verlorene Jahre?

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Deutsche Bank

Paul Achleitner schlägt zum Abschied selbstkritische Töne an. Nach rund zehn Jahren ist er gestern als Chef des Aufsichtsrates abgetreten. Zu seinem Nachfolger wurde der Niederländer Alexander Wynaendts gewählt. Auf ihn wartet viel Arbeit. 2022 könnte zum entscheidenden Jahr für die Bank werden.

„Auch ich habe die Startvoraussetzungen 2012 anders eingeschätzt, als sie sich heute in der Rückschau darstellen“, räumte der scheidende Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, Paul Achleitner, bei seiner letzten Hauptversammlung am Donnerstag ein. „Der Weg in die neue Realität war nicht immer ein geradliniger. (...) Und es wurden Fehler gemacht und ja, auch ich habe Fehler gemacht.“ Nachfolger wird Alexander Wynaendts, den die Aktionäre bei der Online-Hauptversammlung mit großer Mehrheit in das Kontrollgremium wählten.

Als der einstige Investmentbanker Achleitner Ende Mai 2012 einen der wichtigsten Posten der deutschen Wirtschaft übernahm, versprach der scheidende Konzernchef Josef Ackermann ein „besenreines“ Haus. Dass die Bank relativ gut durch die Finanzkrise 2007/2008 gekommen sei, sei den damals Verantwortlichen zu Kopf gestiegen, meint Klaus Nieding, Vizepräsident der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW): „Die Folge dieser Mischung aus Hybris und Arroganz mussten dann im Wesentlichen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie wir Eigentümerinnen und Eigentümer ausbaden.“

Sanierung wurde verschleppt

Nach und nach wurde der Berg teurer Altlasten größer, die Deutschlands größtes Geldhaus jede Menge Geld kosteten und das Image der Deutschen Bank kräftig ramponierten. Doch zur Wahrheit gehört auch: Während die US-Konkurrenz direkt nach der Finanzkrise Bilanzen entrümpelte, suchte der Frankfurter DAX-Konzern über Jahre nach einem klaren Kurs. „Der Sanierungsbedarf bei der Deutschen Bank war besonders groß und die Sanierung wurde zu spät angepackt“, kritisiert Alexandra Annecke, Fondsmanagerin bei Union Investment, zu Achleitners Abschied nach zehn Jahren im Amt.

Analyst mit klarer Meinung

Spiegel Online zitiert Analyst Dieter Hein von Fairresearch mit einem harschen Urteil: "Es waren zehn verlorene Jahre. Die Aktionäre können froh sein, dass Achleitner bald weg ist.“ Der so Gescholtene verteidigt in seiner Abschiedsrede bei der Online-Hauptversammlung: 2012 sei nicht absehbar gewesen, dass letztlich „eine grundlegende Sanierung“ notwendig sei, „die de facto eine Dekade brauchen würde“.

Sewing macht einen guten Job

Mit Sewing scheint die Trendwende geglückt. Die Geschäfte der Bank liefen zuletzt wieder besser, der Aktienkurs hat das Rekordtief von knapp 4,45 Euro ein gutes Stück hinter sich gelassen. Im vergangenen Jahr erzielte der Konzern den höchsten Jahresgewinn seit 2011 und das laufende Jahr begann mit einem Milliardengewinn im ersten Quartal.

Nach zwei Nullrunden sollen die Aktionäre daher für das Geschäftsjahr 2021 wieder 20 Cent Dividende je Anteilsschein erhalten. Bis 2025 will der Vorstand rund acht Milliarden Euro an die Anteilseigner ausschütten - ein überfälliger Schritt aus Sicht vieler Aktionäre, schließlich zahlte die Bank auch in mageren Jahren hohe Boni an Investmentbanker.

Deutsche Bank (WKN: 514000)

Aktuell befindet sich die Aktie im Aufwind. Aber bevor die Marke von zehn Euro geknackt wird, sollten Interessierte noch die Füße stillhalten. 2022 wollte das Management die Sanierung abschließen, jetzt wird der Konjunkturausblick immer düsterer. Entscheidend wird auch sein, wie das Investmentbanking läuft.

Der Stopp verbleibt bei 8,10 Euro. Wer die Aktien im Depot hat, bleibt dabei.

Mit Material von dpa-AFX.

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