Früher als gedacht hat Delivery Hero die Rahmendaten zum Börsengang der Tochter Talabat bekannt gegeben. Im Rahmen eines öffentlichen Angebots will der Lieferdienst 15 Prozent an der Börse Dubai unterbringen. Die Zeichnungsfrist beginnt am Dienstag. Obwohl den Berlinern rund 1,5 Milliarden Dollar zufließen dürften, rutscht die Aktie von Delivery Hero deutlich ab.
Die Adhoc-Mitteilung lief um 17 Uhr über die Ticker: Delivery Hero legt Preisspanne für den Börsengang der Talabat Holding fest. Demnach wurde die Preisspanne für die Aktien von Talabat auf 1,50 bis 1,60 VAE-Dirham (AED) pro Aktie festgelegt. Das entspricht umgerechnet etwa 0,41 bis 0,44 US-Dollar. Die Zeichnungsfrist beginnt am Dienstag, 19. Novemberund sollt am 28. November 2024 enden.
Den Investoren werden insgesamt
knapp 3,5 Milliarden Aktien von Talabat angeboten. Abhängig vom endgültigen Ausgabepreis werde der Bruttoerlös zwischen 5,2 Milliarden und 5,6 Milliarden Dirham liegen – umgerechnet etwa 1,4 bis 1,5 Milliarden Dollar. Mit diesem Volumen wäre das Talabat-IPO eines der größten in Dubai in diesem Jahr. Den IPO-Erlös will Delivery Hero für allgemeine Unternehmenszwecke und die Optimierung der Kapitalstruktur verwenden und infolge der weiter bestehenden Mehrheitsbeteiligung von jeder Dividendenzahlung profitieren.
Delivery Hero kann den
Umfang des Angebots vorbehaltlich erforderlicher Zustimmungen von
Vorstand und Aufsichtsrat der Gesellschaft sowie Genehmigungen seitens
der Wertpapieraufsichtsbehörde der Vereinigten Arabischen Emirate noch
anpassen, heißt es in der Mitteilung. Der erste Handelstag für die Aktien ist am Dubai Financial Market für den 10. Dezember 2024 geplant.
Talabat mit Sitz in der VAE-Hauptstadt Abu Dhabi wurde 2004 in Kuwait gegründet und 2015 von Delivery Hero erworben, zwei Jahre bevor Delivery Hero selbst an die Börse ging. Der Dienst ist in acht Ländern des Nahen Osten tätig: Dubai bzw. Vereinigte Arabische Emirate (VAE), Kuwait, Oman, Katar, Ägypten, Jordanien, Irak und Bahrain. Das Unternehmen hat seine Position in der Region im Jahr 2019 mit der Übernahme des Essensliefer-Dienstes des indischen Unternehmens Zomato in den VAE und im Jahr 2020 mit der Online-Lebensmittel-Plattform InstaShop gefestigt.
In den ersten neun Monaten 2024 erwirtschaftete Talabat ein EBITDA von 1,3 Milliarden AED (etwa 325 Millionen Euro), was im Verhältnis zum Bruttowarenvolumen (GMV) zu einer EBITDA-Marge von beachtlichen 6,7 Prozent führt. Damit liegt Talabat deutlich über Wettbewerbern wie etwa Uber Eats oder Just Eat Takeaway, die lediglich Margen von 3,7 Prozent beziehungsweise negative Werte von minus 2,5 Prozent aufweisen.
Analyst Giles Thorne von der Investmentbank Jefferies hatte im Vorfeld den Gesamtwert des Essenslieferanten auf 11,5 bis 13,5 Milliarden Dollar taxiert. Damit wären Delivery Hero aus der Emission bis zu zwei Milliarden Dollar zugeflossen. Nun werden es wohl 'nur' 1,5 Milliarden Dollar.
Bei einer Zuteilung am oberen Ende der Preisspanne würde Talabat mit insgesamt etwa 8,6 Milliarden Euro bewertet. Am Montag rutschte die Aktie von Delivery Hero im Xetra-Handel um vier Prozent auf 35,98 Euro ab und hielt damit die rote Laterne im MDAX.
Jefferies hat seine Kaufempfehlung für die Aktie von Delivery Hero jedoch mit einem Kursziel von 44,50 Euro bestätigt. Analyst Giles Thorne hob hervor, dass die Bewertung der übrigen Teile des Essensliefer-Dienstes während der Anbahnung des Talabat-Börsengangs wieder in positives Terrain vorgedrungen seien. Während der Prozess in die finale Phase komme, gebe es verglichen mit seiner ersten Einschätzung Luft nach oben für den Bewertungsmaßstab der Nahost-Tochter. Die Bewertung der übrigen Konzernteile könne dann aber wieder in negatives Terrain sinken könne.
Der Börsengang der Tochter Talabat könnte trotz etwas niedriger als erwarteter Zeichnungsspanne mittelfristig neuen Schwung in die Aktie von Delivery Hero bringen. Charttechnisch gerät der GD50 in Gefahr. Sollte sich der Kursrückgang in den kommenden Tagen noch fortsetzen, müsste die Unterstützung bei etwa 33,70 Euro halten. Anleger stellen mögliche Käufe vorerst zurück.
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(Mit Material von dpa-AFX)