Der deutsche Leitindex erlebt derzeit eine der größten Siegesserien in seiner Geschichte. Kurzfristig scheint das Band jedoch mittlerweile erheblich überspannt. Ein bewährtes Instrument hierfür sind die nach John Bollinger benannten Bollinger Bänder. Sie zeigen an, in welchem Punkte-Bereich sich der DAX mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit aufhält. Der gestrige Sprung hat den DAX allerdings deutlich über das obere Band (oBB) befördert. Eine technische Betrachtung.
Das obere Bollinger Band (oBB)
Der Chart zeigt die aktuelle Situation des deutschen Leitindex. Wie im Chart zu sehen ist, bilden die Bollinger Bänder den allgemeinen „Rahmen“, in dem sich der Index fast immer bewegt – und in den er schon bald zurückkommt, wenn er hier heran läuft oder wenn es ihn sogar einmal herauskatapultiert. In einem gestrigen Artikel war ich bereits der Frage nachgegangen, ob ein kurzfristig extremer Anstieg wie aktuell bearish zu werten ist (die kurze Antwort: Nein). Doch welche neuen Informationen können die Bänder des Herrn Bollinger beisteuern? Immerhin notiert der DAX aktuell 2,39 Standardabweichungen über seinem gleitenden 20-Tage-Durchschnitt (oberes Bollinger Band: 2,0 Standardabweichungen).
Das obere Bollinger Band im Praxistest
In der nachfolgenden Tabelle sind alle Fälle ausgewertet, da der DAX mehr als 2,25 Standardabweichungen von seinem 20-Tage-Durchschnitt abweicht (Zeitraum: 2010 - 2020).
Ergebnis: Im Durchschnitt ist der DAX in den folgenden Tagen weiter gestiegen. Und das sogar recht stetig, wie ein Blick auf die Kapitalkurve unten zeigt (Haltedauer: 2 Tage). Das obere Bollinger Band konnte ihn also nicht stoppen, bzw. steigt das oBB in solchen Fällen typischerweise mit, sodass selbst kleinere Folgeanstiege im DAX dazu führen, dass der DAX zurück in seine Bänder findet.
Fazit: Die Bollinger Bänder können auch heute noch ein sehr hilfreiches Mittel der Technischen Analyse sein. Aber man muss sie adäquat einsetzen. Mit einem reinen Blick auf die Lage relativ zum Band macht man es sich leider, wie so häufig, zu einfach. Wenn sich die grundlegenden DAX-Eigenschaften nicht auf einmal ändern, wird man ansonsten sogar systematisch Kapital verlieren.