Der weltgrößte Gasekonzern Linde kommt bislang ohne größere Blessuren durch Corona-Pandemie und Lieferengpässe. Am 10. Februar werden nun die Zahlen für das Gesamtjahr 2021 am 10. Februar vorgelegt. Zuletzt zeigte sich das DAX-Schwergewicht vor allem dank einer hohen Nachfrage aus der Gesundheits- und Elektronikindustrie zunehmend optimistischer.
Linde ist seit der Fusion mit dem US-Konkurrenten Praxair 2018 der weltgrößte Anbieter von Industriegasen und beliefert die Auto-, Öl-, Chemie- und Metallindustrie genauso wie Lebensmittelhersteller und Krankenhäuser. Den Löwenanteil der Umsätze und Gewinne erwirtschaftet Linde in der Region Amerika, rund 25 Prozent der Erlöse kommen aus Europa und rund 20 Prozent aus Asien.
Die Geschäfte laufen dabei immer besser. Zudem profitiert der Konzern von seinem Sparkurs. Im dritten Quartal erzielte Linde erneut mehr Gewinn und erhöhte danach zum dritten Mal das Ziel für 2021. Mit Blick auf die Zukunft zeigte sich Konzernchef Steve Angel zuversichtlich, dass Linde ein weiteres hervorragendes Jahr liefern wird.
US-Führungsstil
Der ehemalige Praxair-Chef Angel führt Linde nach US-Stil: Das Unternehmen schüttet jedes Quartal eine Dividende aus und bilanziert in Dollar. Zudem startete der Konzern Anfang 2021 ein neues Aktienrückkaufprogramm. Linde will bis Mitte 2023 eigene Papiere für bis zu fünf Milliarden Dollar erwerben. Zudem gehört Angel zu den DAX-Chefs mit dem höchsten Gehalt.
Kritik am Stellenabbau
Seit dem Zusammenschluss trimmt Angel den Konzern auf Profitabilität. 2019 wurde der Abbau von 834 Stellen in Deutschland beschlossen. Nun sollen bis Ende 2023 weitere 480 Arbeitsplätze wegfallen, hieß es zuletzt aus Arbeitnehmerkreisen. Linde beschäftigt noch rund 7.000 Mitarbeiter in Deutschland. Bereits vor der Fusion mit Praxair hatte Linde 975 Stellen abgebaut. Im Gegenzug werde der Vorstand auf Werksschließungen in Deutschland bis Ende 2025 verzichten, hieß es.
„Das ist kein Abbauprogramm aus der Not, sondern aus der Gier heraus“, kritisiert Xaver Schmidt, der IG-BCE-Aufsichtsratsmitglied bei Linde ist. Es sei ein weiterer zusätzlicher Abbau neben einem anderen, der noch gar nicht abgeschlossen sei. Die Arbeitnehmervertretung habe große Zweifel an der Wirksamkeit der massiven weiteren Kürzungen, weil diese erneut einschneidende Umstrukturierungen nach sich zögen.
Neuer Chef in Aussicht
Derweil wird Vorstandsmitglied Sanjiv Lamba zum 1. März 2022 das Amt des Vorstandschefs von Angel übernehmen. Lamba, der bereits vor der Fusion mit Praxair bei Linde im Vorstand saß, leitet seit Januar 2021 das operative Geschäft. Wenn er Linde-Chef wird, wechselt Angel in den Verwaltungsrat und löst dort Wolfgang Reitzle als Chefaufseher ab.
Monatelang kletterte die Linde-Aktie von Hoch zu Hoch. Doch im turbulenten Marktumfeld musste zuletzt auch der Dauerläufer einen deutlichen Rücksetzer verkraften. Mit starken Zahlen könnte Linde nun wieder für neue Impulse sorgen. Langfristig bleibt die Aktie ohnehin attraktiv.
Mit Material von dpa-AFX