Der DAX dürfte am Donnerstag mit weiteren Gewinnen an seine Vortagserholung anknüpfen. Obwohl die US-Notenbank Fed angesichts der hohen Inflation weitere größere Zinserhöhungen in Aussicht gestellt hat, dürfte der Leitindex nach seinem Rückfall auf ein Tief seit November 2020 nochmals etwas Boden gut machen. Der Broker IG taxierte ihn zwei Stunden vor Handelsbeginn ein Prozent höher auf 12 721 Punkte.
Laut dem Marktbeobachter Thomas Altmann von QC Partners ist der gefallene Ölpreis eine Unterstützung für den Aktienmarkt, ein Fass der US-Sorte WTI kostete zuletzt wieder weniger als 100 Dollar. "Denn ein niedrigerer Ölpreis wird auch die Inflation bremsen. Von daher dürften die Notenbanken den Rückgang des Ölpreises mit Wohlwollen verfolgen", sagte der Experte. Bislang seien am Aktienmarkt aber lediglich Schnäppchenjäger unterwegs. "Den Überzeugungskäufern mangelt es weiterhin an Argumenten."
Aus dem Sitzungsprotokoll der Fed ging die Ansicht vieler Teilnehmer hervor, dass ein erhebliches Risiko einer sich verfestigenden Inflation besteht. An der Wall Street hatte es nach einigem Hin und Her am Ende eher moderate Gewinne gegeben. Dass die europäischen Börsen bei ihrer Erholung etwas mehr Schwung an den Tag legen, sollte nach den vergangenen Monaten aber auch nicht überraschen: Liegt der Dow in diesem Jahr bislang mit knapp 15 Prozent im Minus, hat der DAX mit fast 21 Prozent deutlich mehr eingebüßt. In Europa sind die international spürbaren Konjunktursorgen wegen Gasengpässen noch größer.
Zurückhaltender Chemieverband
Schwere Zeiten für BASF, Covestro & Co: Angesichts der Gaskrise und einer schwächeren Konjunktur erwartet die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie wenig Entspannung ihrer schwierigen Lage. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) rechnet dieses Jahr bei teurer, aber ausreichender Energie- und Rohstoffversorgung mit einem Produktionsrückgang von 1,5 Prozent.
Schub für Nordex & Co?
Der Bundestag stimmt am Donnerstag über ein umfangreiches Gesetzespaket für einen schnelleren Ausbau des Ökostroms aus Wind und Sonne in Deutschland ab. Dies spielt eine Schlüsselrolle in der Strategie der Bundesregierung, um Klimaziele zu erreichen. Außerdem soll mittel- und langfristig die Abhängigkeit von fossilen Energien verringert werden.
About You und SUSE mit Zahlen
Der Online-Händler About You ist trotz des durch Inflation und Ukraine-Krieg erschwerten Marktumfelds im ersten Geschäftsquartal weiter gewachsen. Jedoch ließ das Tempo im Vergleich zum vorangegangenen Quartal nach, wozu auch die zunehmende Kaufzurückhaltung der Kunden angesichts der hohen Inflation beigetragen haben dürfte. Zugleich lasteten Ausgaben für den Unternehmensausbau und Einmaleffekte im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg auf der Profitabilität, der operative Verlust stieg. Co-Chef Tarek Müller zeigte sich gleichwohl zuversichtlich, die Ziele für das bis Ende Februar laufende Geschäftsjahr zu erreichen. Mit dem zunehmenden Kundenstamm sei das Unternehmen hierfür gut positioniert.
Auch der Software-Konzern SUSE hat Zahlen vorgelegt. Diese lagen über den Erwartungen der Marktteilnehmer. Zudem wurden die Mittelfrist-Ziele bestätigt.