Die Rekordjagd am deutschen Aktienmarkt könnte demnächst fürs Erste vorbei sein. War der DAX noch vor wenigen Tagen erstmals über 16.000 Punkte geklettert, so fand er sich wenig später 400 Punkte schwächer auf dem niedrigsten Stand seit etwa zwei Wochen wieder. Die Furcht vor einem nahenden Ende des billigen Geldes in den USA, die grassierende Delta-Variante des Coronavirus und frische Konjunkturdaten aus der Eurozone könnten den Investoren die Suppe zunächst weiter versalzen.
Mit Spannung dürften Anleger in der neuen Woche auf den kleinen Ort Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming schauen. Dort treffen sich ab Donnerstag führende Notenbanker zum jährlichen geldpolitischen Austausch und Ausblick. "Gerne haben US-Notenbankchefs diese Konferenz zum Anlass genommen, um eine Wende in ihrer Geldpolitik anzukündigen", schrieb Volkswirt Cyrus de la Rubia von der Hamburg Commercial Bank.
Arbeitsmarktentwicklung entscheidend
Der entscheidende Faktor für eine geldpolitische Wende sei der US-Arbeitsmarkt, schätzt de la Rubia. Fed-Chef Jerome Powell dürfte daher wohl erst noch die Anfang September anstehenden Zahlen für die Beschäftigung im August abwarten, vermutet der Experte. Powell könne anschließend zur Fed-Sitzung im September einen Ausstiegsplan vorlegen. Im Dezember könnte die Notenbank dann tatsächlich mit einer Reduzierung der Anleihekäufe beginnen und diese in den kommenden zehn bis zwölf Monaten fortführen. "Mit einem derartigen Vorgehen dürfte es der Fed gelingen, eine sanfte Wende einzuleiten, statt mit einer Powerhalse erneute Turbulenzen an den Märkten zu riskieren."
Wichtige Konjunkturdaten aus der Eurozone
In der Woche vom 23. bis 27. August stehen in der wichtige Frühindikatoren auf dem Kalender. Mit dem vom Martforschungsinstitut Markit erhobenen Einkaufsmanagerindex steht wohl der wichtigste Frühindikator der Eurozone an. In Deutschland wird außerdem das vom Ifo-Institut erhobene Geschäftsklima veröffentlicht.
Bei den Einkaufsmanagerindizes erwartet die Commerzbank zunächst eine weitere Erholung im Dienstleistungssektor. "Er dürfte beflügelt durch die spürbaren Lockerungen noch einmal leicht zugelegt haben." Allerdings rechnen die Commerzbank-Experten angesichts der verschärften Corona-Bedingungen mit einer Abschwächung im weiteren Jahresverlauf.
Für das ifo Geschäftsklima sind die Aussichten laut Helaba ebenfalls nicht vielversprechend. "Die wieder stärkere Angst, dass die Delta-Variante des Coronavirus zu weiteren Schließungen von wichtigen asiatischen Handelshäfen oder auch zu Lockdowns führt, bremst die Stimmung", heißt es in einem Ausblick. "Die angekündigten weiteren Bahnstreiks werden die Situation hierzulande zusätzlich verschärfen."
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Corona-Lage spitzt sich weiter zu
Die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland steigt weiter an. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Sonntagmorgen lag sie bei 54,5 – am Vortag hatte der Wert 51,6 betragen, vor einer Woche 35,0. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 7.050 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 05.20 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert für Deutschland bei 4.728 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden den neuen Angaben zufolge binnen 24 Stunden drei Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es ebenfalls drei Todesfälle gewesen.
Die Inzidenz war in der Pandemie bisher Grundlage für viele Corona-Einschränkungen, etwa im Rahmen der Ende Juni ausgelaufenen Bundesnotbremse. Künftig sollen daneben nun weitere Werte wie Krankenhauseinweisungen stärker berücksichtigt werden.
Weitere Quartalszahlen
In der neuen Woche wird sich erneut zeigen, ob die Unternehmen auch weiterhin mit ihren Geschäftszahlen überzeugen können. Am Dienstag präsentieren die Einzelhandelskette Best Buy, der Ticketverkäufer CTS Eventim, der BioNTech-Partner Dermapharm und der Hersteller von Batteriesystemen Voltabox frische Zahlen zum abgelaufenen Quartal.
Geschäftszahlen melden unter anderem auch: Aroundtown, Sixt Leasing, Douglas, Salesforce, Delivery Hero, Fielmann, Instone Real Estate, Abercrombie & Fitch, HP, Dell, Gap und Steinhoff (Mit Material von dpa-AFX).
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