Der DAX steht nach drei Gewinn-Tagen in Folge an diesem Freitag vor zwei entscheidenden Fragen: Geht die Erholung weiter und reicht es für die Ausprägung eines neuen Bullenmarktes? Und zweitens, und das wäre dafür unerlässlich: Geht um 11 Uhr alles glatt aus Sicht der Marktteilnehmer? Falls nicht, droht ein beispielloser Einbruch.
Fast 1.600 Punkte im Plus, das ist die Bilanz der vergangenen Tage in Relation zum Tiefstand. Der wurde MIttwoch vergangener Woche erreicht, als der DAX bei 8.441,71 Punkten aus dem Handel ging. Seither ging es an fünf von sechs Tagen nach oben, zuletzt an drei Tagen in Folge. Statistisch betrachtet die beste Phase seit Ausbruch des Coronacrash am 24. Februar. Trotz dieser Erholung notiert das deutsche Börsenbarometer weiterhin rund 28 Prozent unterhalb seines Allzeithochs, das am 19. Februar erreicht wurde (auf Schlusskursbasis 13.789 Punkte). Heute gilt es nun besonders, denn eine wichtige Marke rückt in den Fokus.
Neuer Bullenmarkt
Sollte der DAX auch an diesem Freitag seine Erholung fortsetzen und dabei um mindestens 1,3 Prozent auf 10.130 Punkte steigen, wäre der Wechsel von einem Bärenmarkt in einen Bullenmarkt perfekt. Der entsteht, wenn ein Index ausgehend vom Tief um mindestens 20 Prozent steigt. Dem Dow Jones ist genau das bereits am Donnerstag gelungen.
Entscheidung ab 11 Uhr
Entscheidend für die Entwicklung an diesem Freitag wird sein, wie die Entscheidung des Bundesrates ausfällt. Der will endgültig das gewaltige Hilfsprogramm in der Corona-Krise beschließen, das zuvor den Bundestag passiert hatte. Es umfasst Maßnahmen zur Rettung von Arbeitsplätzen und Unternehmen, zur Unterstützung von Krankenhäusern sowie zur Sicherung von Lebensunterhalt und Wohnung der Bürger. Dem Vernehmen nach will die Länderkammer alle Gesetze in einer Sitzung ohne Redebeiträge zügig durchwinken. Die ersten Hilfen sollen noch vor dem 1. April bei den Betroffenen ankommen. Diese entscheidende Sitzung beginnt um 11 Uhr.
600 Milliarden Euro umfassender Schutzschirm
Viel Geld nimmt der Staat vor allem in die Hand, um bedrohte Unternehmen und damit Arbeitsplätze zu retten. Für kleine Firmen und Selbstständige soll es direkte Zuschüsse im Höhe von insgesamt 50 Milliarden Euro geben. Außerdem läuft ein unbegrenztes Kreditprogramm über die Förderbank KfW. Große Firmen können unter einen 600 Milliarden Euro umfassenden Schutzschirm schlüpfen und notfalls auch ganz oder zum Teil verstaatlicht werden.
Kaum jemand bezweifelt, dass das Hilfsprogramm nach Bundestag nun auch Bundesrat passiert. In diesem unwahrscheinlichen Fall, dass die Vertreter dagegen stimmen oder sich die Abstimmung verzögert, würde der Aktienmarkt wohl erneut heftig einbrechen. Im Normalfall indes dürfte die Gewissheit über die Bewilligung der HIlfen dem Markt weiteren Auftrieb verleihen. Etwa drei Stunden vor Handelsbeginn notiert der DAX-Future bei 9.850 Punkten und damit rund 150 Punkte unter dem Schlussstand des DAX vom Donnerstag. Eine Rückkehr in den Bullenmarkt wäre erreicht, sofern der DAX oberhalb von 10.130 Punkten schließt.
Mit Material von dpa-AFX