Die schwachen Quartalszahlen von Netflix haben gestern viele andere Tech-Aktien in Mitleidenschaft gezogen. Dazu gehören insbesondere Streaminganbieter. So büßte die Aktie des Konkurrenten Walt Disney fast sechs Prozent ein. Die Verluste von Amazon hielten sich dagegen mit -2,6 Prozent in Grenzen. Tatsächlich könnte Amazon sogar von der Netflix-Krise profitieren.
Im Gegensatz zu Netflix ist das Geschäftsmodell von Amazon bereits viel stärker diversifiziert. So können Prime-Kunden von Amazon nicht nur Videos angucken, sondern genießen viele weitere Vorteile. Neben den schnelleren Lieferzeiten umfasst das Prime-Angebot auch Dienste wie Prime Music, Prime Reading, Premiumzugang zu Blitzangeboten, Amazon Family, Amazon Gaming und unbegrenzter Speicherplatz für Fotos bei Cloud Drive.
Für dieses umfassende Angebot müssen Prime-Kunden in Deutschland lediglich 7,99 Euro pro Monat bezahlen, also genauso viel wie für das günstigste Abo von Netflix (Basis-Tarif). In den USA kostet die monatliche Prime-Mitgliedschaft 14,99 Dollar, und ist damit zwar teurer als der Basis-Tarif von Netflix (9,99 Dollar), jedoch günstiger als dessen Standard-Abo (15,99 Dollar).
Aufgrund des umfangreichen Prime-Angebots dürfte die Hemmschwelle, das Abo zu kündigen, bei Amazon-Kunden daher deutlich höher sein als bei Netflix-Nutzern. Es ist sogar anzunehmen, dass enttäuschte Netflix-Kunden aufgrund dieser Prime-Vorteile zu Amazon abwandern. Bereits jetzt zählt Amazon über 200 Millionen Prime-Kunden. Tendenz steigend.
Aus Sicht des AKTIONÄR könnte die Netflix-Schwäche Amazon aus oben erwähnten Gründen in die Karten spielen. Zumal der E-Commerce-Gigant zuletzt massiv in die Produktion von hochwertigem Video-Content investierte. Anleger lassen die Gewinne bei Amazon laufen.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Amazon.