Die deutsche Autoindustrie befindet sich in einer prekären Lage. Die Aktien der Hersteller liefern derzeit wenige Kaufargumente. Jedes zweite Auto in Deutschland ist mit einem Diesel ausgestattet. Das „Diesel-Paket“ in Form von Umtauschprämien und Umrüstungen älterer Dieselautos könnte die BMW, Daimler, VW und Co nach ersten Schätzungen einen zweistelligen Milliardenbetrag kosten.
Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management rechnet mit rund 2,5 Millionen Fahrzeugen, die umgetauscht und nachgerüstet werden können. Bei Aufwendungen zwischen 2.500 und 5.000 Euro pro Auto würden sich die Kosten für die Autobauer auf 6,0 bis 12,5 Milliarden Euro summieren. Auf der anderen Seite würden die Autobauer natürlich auch vom Verkauf neuer Autos profitieren.
Batterieproduktion? Fehlanzeige.
Nicht nur, dass die deutschen Autobauer noch immer in der Diesel-Klemme stecken und dieses Thema noch immer nicht abgehakt ist. Auch in Sachen Elektromobilität und dem Aufbau eigener Kompetenzen bezüglich Batterien geraten die deutschen Autobauer immer mehr unter Druck. Im Gegensatz dazu pushen CATL, BYD, Panasonic und Samsung SDI ihre Batterieproduktion um langfristig via Skaleneffekte die Nase vorn zu haben.
Schätzungen zu hoch?
Grundsätzlich ist es durchaus möglich, dass die konjunkturellen und regulatorischen Risiken sowie die Nachfrageschwäche in wichtigen Absatzmärkten noch nicht vollständig in den Kursen der Autobauer eingepreist sind. Es besteht nach wie vor die Gefahr, dass die Konsensschätzungen für 2018 und 2019 zu hoch sind. Zudem müssen die Autobauer Milliarden in neue Mobilitätstdienste, Elektromobilität sowie andere alternative Antriebsformen stecken.
Um sich einen modernen Anstrich zu verpassen, kauft sich VW bei vielen High-Tech Start Ups ein, gründet selbst neue Firmen wie zum Beispiel die Gebrauchtwagenplattform Heycar oder den Mitfahrdienst Moia. Zuletzt hat VW eine Kooperation mit dem Tech-Giganten Microsoft eingetütet. Ab 2020 an sollen jedes Jahr mehr als fünf Millionen neue VW-Autos voll vernetzt auf den Markt kommen. Bei der Aktie heißt es dennoch: Abwarten.