Auf der Hauptversammlung am Donnerstag musste sich Daimler-Chef Dieter Zetsche vielen kritischen Fragen stellen. Vor allem die schwache Entwicklung der Aktie sorgte für wenig Zufriedenheit unter den Anteilseignern. Fondsmanager Ingo Speich von Union Investment verwies auf Sorgen am Kapitalmarkt, dass es angesichts der Bestwerte bei Absatz, Umsatz und Gewinn im vergangenen Jahr nicht mehr besser werden könne und nach den fetten auch wieder magere Jahre kämen.
Daimler legte Rekordwerte vor: Das Wachstum in China führte zu einem Umsatzanteig um sieben Prozent auf 164,3 Milliarden Euro. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern legte auf 14,7 Milliarden Euro zu - 14 Prozent mehr als im Jahr davor. Pro Aktie schüttet Daimler 3,65 Euro Dividende aus, 40 Cent mehr als vor einem Jahr.
Was passiert mit Geely?
Redebedarf herrschte auch, was die Beteiligung von Geely an Daimler betrifft. Wie geht es weiter?
Zetsche hatt viel Lob für den neuen Großaktionär. Erste Gespräche seien „sehr positiv“ verlaufen. Etliche Nachfragen brachten aber kaum Neues zu den Folgen dieses Einstiegs ans Licht.
Geely-Chef Li Shu Fu wolle „Daimler auf dem Weg zu einem der weltweit führenden Anbieter von Elektromobilität begleiten. Die Wettbewerber, die uns im 21. Jahrhundert technologisch herausfordern, kommen nicht aus der Automobilindustrie“, sagte Li. Gemeinsam könnte man dann gegen die großen Herausforderer wie Tesla oder Google und Uber antreten. „Den Kampf um die Zukunft des Automobils wird kein aktueller Branchenspieler allein gewinnen können.“ Man könne also mit Daimler zusammenarbeiten, wenn das Daimler-Management das wolle.
Die Chinesen suchen nach Ansicht von Analyst Max Warburton von Bernstein Research wohl bei den Schwaben vor allem Unterstützung für neue Fahrzeuge und Plattformen sowie auch technische Hilfe für batteriebetriebene Elektrofahrzeuge und autonom fahrende Autos.
Angeblich sei Li vor allem an der Batterietechnik von Daimler interessiert. „Daimler selbst ist zwar in Kamenz dabei, Batterietechnik auszurollen, aber derzeit ist das eher auf kleiner Skalierung. Inwiefern sich das auf Großindustrielle Fertigungen erweitern lässt ist schwer zu sagen. Von daher gehe ich eher davon aus, dass Li Shu Fu etwas Eigenes im Fokus hat, das eher in China liegt als in Europa“, ergänzt Autoexperte Dudenhöffer.
Favorit bleibt VW, exotische Wette Geely
Nachdem die Daimler-Aktie Anfang des Jahres noch bei 75 Euro lag, sackten in den darauffolgenden Wochen die Papiere des Autobauers ab. Die wichtige Marke von 65 Euro konnte verteidigt werden. Trotz der eher schleppenden Kursentwicklung können sich Daimler-Aktionäre über die Ausschüttung von 3,65 Euro je Aktie (5,2 Prozent Dividendenrendite) freuen – damit ist der Autobauer Dividendenkönig im DAX. Am Freitag notiert Daimler ex-Dividende, also keine Sorge!