Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) fordert mehr staatliche Unterstützung für die von der Corona-Krise schwer getroffene Autobranche. Nach vier Wochen Stillstand fährt Daimler in seinen Werken die Produktion wieder hoch und die Deutsch Bank streicht ihr Kursziel von 50 Euro auf 35 Euro zusammen. Was macht das Papier von Daimler daraus?
Die gebeutelte Auto-Industrie bekommt prominente Unterstützung aus der Politik. „Unsere Automobilwirtschaft braucht schnell Perspektiven für Umsatz, Liquidität und Wachstum", sagte Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet dem Handelsblatt. "Wir werden sehr bald über intelligente Impulse für Investitionen sprechen müssen." In diesem Zusammenhang fordert der Politiker einen baldigen Autogipfel.
Wichtiger Industriezweig
Es macht Sinn, den wichtigsten Industriezweig in Deutschland unter die Arme zu greifen. In der Automobil-Industrie arbeiten alleine in Deutschland über 830.000 Menschen. Die Corona-Krise kommt für BMW, Daimler und Volkswagen ohnehin zu einem schlechten Zeitpunkt. Die Hersteller müssen Milliarden in neue Antriebsformen, Mobilitätsdienste und selbst fahrende Autos stecken, um nicht auf der Strecke zu bleiben.
Daimler fährt die Produktion wieder hoch
Nach vier Wochen Stillstand in großen Teilen der Produktion fährt der Autobauer Daimler seine Werke von diesem Montag an wieder hoch. Ein Schwerpunkt liegt auf der Antriebs- und Getriebetechnik, einem Bereich, auf den nicht nur die übrigen Werke in Deutschland, sondern auch die im Ausland und insbesondere in China angewiesen sind. Während einige Standorte zunächst mit einer Schicht beginnen, soll in anderen gleich wieder in zwei oder drei Schichten gearbeitet werden, wie Personalvorstand Wilfried Porth und Gesamtbetriebsratschef Michael Brecht sagten. "Wir sind noch deutlich reduziert, was die Produktion angeht", sagte Porth. Die Lieferketten hätten im Großen und Ganzen gehalten, der Anlauf in China, der schon einige Wochen zurückliegt, habe gut funktioniert. "
Wann Daimler mit der Produktion zurück auf das Vor-Krisen-Niveau kommen könne, sei unklar. "Wir wissen noch gar nicht, wie der Markt reagiert", sagte Brecht. Man fahre derzeit komplett auf Sicht und entscheide von Woche zu Woche, wie es weitergeht.
Reichen die Sparvorhaben aus?
Auch welche wirtschaftlichen Folgen die Corona-Krise nach sich ziehen werde, sei noch nicht absehbar, betonten beide. "Offensichtlich bricht uns im Moment etwas weg, von dem kein Mensch weiß, ob es aufholbar ist", sagte Porth. Sollte sich die Nachfrage aber unterhalb dessen einpendeln, was der Konzern in seiner Planung zugrundegelegt habe, sei auch klar, dass die bisherigen Sparvorgaben und der geplante Abbau von Stellen nicht ausreichten. "Die Tatsache, dass wir Anpassungsbedarf haben werden, liegt auf der Hand", sagte Porth. Wie der umgesetzt werde, müsse man dann sehen.
Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler schätzt den Rückgang der weltweiten Neuwagenverkäufe 2020 auf 18 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In Europa könne die Zahl sogar um ein Drittel sinken. Reagiert hat am Montagmorgen auch die Deutsche Bank. Die Analysten haben ihr Kursziel für die Daimler-Aktie von 50 Euro auf 35 Euro nach unten geschraubt. Bereits in den letzen Wochen haben die meisten Analysten ihre Ziele für Daimler angepasst.
Spannend wird es für alle Daimler-Aktionäre am 29. April. Dann wird der Automobil-Hersteller Zahlen für das erste Quartal vorlegen.
Daimler-Finanzvorstand Harald Wilhelm betonte zuletzt in einer Telefonkonferenz, man erwarte im ersten Quartal im Kerngeschäft keine roten Zahlen. Im Zuge des Abverkaufs an den Märkten ist der Börsenwert von Daimler auf 30 Milliarden Euro zusammengeschmolzen. Kurse von unter 30 Euro werden werden sicherlich den einen oder anderen institutionellen Investor anlocken. So könnte Geely durchaus seine Daimler-Position ausbauen. Anleger legen sich bei Daimler bei Kursen um 27 Euro auf die Lauer.
(Mit Material von dpa-AFX)
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