Der Betriebsratschef des Nutzfahrzeugherstellers Daimler Truck, Michael Brecht, ist beunruhigt über die industrielle Entwicklung Deutschlands. "Ich mache mir große Sorgen um den Industriestandort Deutschland", sagte Brecht der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart. Die Industriepolitik in Deutschland und Europa sei nicht ansatzweise mit China oder den USA vergleichbar.
"Mit dieser Geschwindigkeit wird es einfach nicht funktionieren", sagte Brecht mit Blick auf die Transformation hin zur E-Mobilität. "Ich sehe schwarz, dass die passende Infrastruktur entsprechend nachgezogen wird."
Alle redeten davon, dass es einen Masterplan braucht, aber bis heute werde immer nur über einzelne Initiativen diskutiert, anstatt eine große Gesamtstrategie zu entwerfen. "Wir sind hier viel zu kleinkariert unterwegs", sagte Brecht. In den nächsten zwei bis drei Jahren seien hinsichtlich emissionsfreier Antriebe praktisch alle wesentlichen Entscheidungen notwendig. Sonst könnten Deutschland und Europa in zehn Jahren "industriell vielleicht sogar schwächer sein als vor der Transformation".
Wenn er sich Deutschlands Klimaziele bis 2030 ansehe, dann sei schon heute einen Plan nötig, wie viele Ladepunkte es wo braucht und was diese Ladepunkte leisten müssen. "Ich kann mir bis heute nicht vorstellen, wie das funktionieren kann." Das Verkehrsministerium müsse diese Hochrechnung machen und sagen, wie genau die Straßen in Deutschland elektrifiziert werden.
Derweil hat die US-Bank JPMorgan die Aktie von Daimler Truck unter die Lupe genommen. Sie hat das Papier auf "Overweight" mit einem Kursziel von 48 Euro belassen. Das entspricht beim aktuellen Kurs einem Potenzial von 97 Prozent. Der Lkw-Hersteller sollte ein starkes drittes Quartal abliefern, um die Jahresziele zu erfüllen, schrieb Analyst Jose Asumendi in einer am Montag vorliegenden Studie. Diese implizierten ein drittes Quartal mit einem Umsatz von über zwölf Milliarden Euro und eine Konzernmarge von mehr als neun Prozent.
Die Aktie von Daimler Truck ist zuletzt an der 90-Tage-Linie gescheitert und hat von hier wieder nach unten gedreht. Eine wichtige Unterstützung stellt nun das Juli-Tief bei 22,65 Euro dar. Kurzfristig ist das Papier angeschlagen, langfristig bleibt DER AKTIONÄR aber zuversichtlich. Neueinsteiger sollten ein positives charttechnisches Signal abwarten.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Daimler Truck.