Sind Elektroautos, vernetzte Mobilität und autonomes Fahren tatsächlich in der Lage, die Zukunft einer Branche zu sichern? Diesen Fragen stellte sich unter anderem Daimler-Chef Ola Källenius am Mittwoch beim "Branchengipfel" des Instituts für Automobilwirtschaft (IfA) in Nürtingen bei Stuttgart. Die Aktie hat dringend neue Impulse nötig.
Deutschlands Autobranche zeigt sich angesichts der starken öffentlichen Kritik demonstrativ einsichtig, sieht aber auch keinen Grund für große Kurskorrekturen. Wir haben verstanden und wir machen ja auch, aber ganz so einfach sei die Sache eben doch nicht, machten Spitzenvertreter der Konzerne am Mittwoch beim "Branchengipfel" des Instituts für Automobilwirtschaft (IfA) in Nürtingen bei Stuttgart sinngemäß deutlich. Und gaben zugleich offen zu: Wie die Zukunft denn nun am Ende genau aussehen wird, wissen wir heute auch noch nicht.
Daimler will die Mercedes-Neuwagenflotte bis 2039 CO2-neutral machen
"Die Stimmung ist differenziert", hielt Daimler-Vorstandschef Ola Källenius entgegen. Die Debatte hierzulande müsse man sehr ernst nehmen und tue das auch. "CO2 müssen wir angehen. Das müssen wir nicht diskutieren, wir müssen es angehen", sagte Källenius. Daimler will die Mercedes-Neuwagenflotte bis 2039 CO2-neutral machen, die Werke – zumindest in Europa – sollen das schon 2022 sein. Danach werde der Rest der Welt in Angriff genommen. Umsonst sei das alles aber nun eben auch nicht, betonte der Vorstandschef. Im Gegenteil: Die Kosten dafür seien hoch und das wiederum sorge wieder für Unsicherheit.
"Verbote sind der falsche Weg"
Debatten über mögliche Verbote von Sportgeländewagen (SUV) oder andere Beschränkungen für große Autos hält Källenius für den falschen Weg. "Einschränkungen, Beschränkungen oder Vorgaben, was der Kunde wünschen sollte, sind nicht richtig", betonte er. "Vorgaben für die Nachhaltigkeit sind richtig - und da müssen wir ran." Die große Aufgabe sei, Fahrzeuge in allen Segmenten nachhaltig zu machen, vom Zweisitzer bis zum Sattelzug. In China etwa zeige sich ein anderes Bild als hier. Dort seien siebensitzige SUVs selbst in den Millionenstädten derzeit das beliebteste Fahrzeugformat.
Deal mit BMW
Um die enormen Entwicklungskosten für das autonome Fahren nicht allein tragen zu müssen, arbeiten die Konkurrenten Daimler und BMW auf diesem Feld seit einiger Zeit zusammen. Ihre Mobilitätsdienste haben sie schon komplett zusammengelegt. "Auch das ist ein Zeichen der Transformation in der Automobilindustrie", sagte Källenius.
Hochstufung
Vor wenigen Tagen heimste die Daimler-Aktie neue Einschätzungen von HSBC und von JPMorgan. Henning Cosman von der HSBC hat die Anlageempfehlung für die Anteile auf Halten von zuvor Reduzieren angehoben. Erst wenige Tage zuvor machte sich JPMorgan für die Aktie stark. Analyst Jose Asumendi hob das Kursziel für Daimler vor den Zahlen für das dritte Quartal um vier Euro auf 69 Euro an.
Fundamental könnten die Zahlen für das dritte Quartal am 24.Oktober sowie der anstehende Kapitalmarkttag im November positive News liefern.Vor allem der Kapitalmarkttag könnte Neuigkeiten zur strategischen Umgestaltung bei Daimler liefern. Dazu könnten Portfolio-Anpassungen, Ziele im Bereich elektrische Antriebe, Investitionsprioritäten und Aussagen zur Dividendenpolitik zählen. Charttechnisch kann erst Entwarnung gegeben werden, sobald die 200-Tage-Linie bei 46,41 Euro geknackt wird. Damit würde die Daimler-Aktie ein Kaufsignal signalisieren.
(Mit Material von dpa-AFX).
Hinweis auf mögliche Interessenskonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Daimler.