Bei Daimler sieht es eigentlich gar nicht so schlecht aus. Im Juli hat der Automobil-Hersteller nur denkbar knapp ein Absatzplus bei der Stammmarke Mercedes-Benz verpasst. Und auch die Dieselaffäre ist weitestgehend beigelegt. Neues Ungemach könnte (perspektivisch) von der Währungsfront drohen.
Denn: Ein Euro war im Verlauf der Woche kurzzeitig fast 1,20 Dollar wert. Heute ist der Kurs wieder zurückgekommen und notiert knapp unterhalb der 1,18-Dollar-Marke. Über der Grenze von 1,20 bewegte sich die Währung zuletzt Anfang 2018.
Die deutsche Autoindustrie ist besonders abhängig vom Export und unterliegt daher auch vergleichsweise hohen Währungsrisiken. China und die USA sind die beiden wichtigsten Märkte außerhalb Europas. Das Problem: Die Herstellungskosten werden in Euro in die Bücher eingetragen, der Umsatz hingegen in Dollar fakturiert.
Analyst Jürgen Pieper vom Bankhaus Metzler sieht durchaus Probleme, wie er gegenüber dem Handelsblatt sagte: „2021 dürften wir erkennbare Währungsbelastungen bei den deutschen Autoherstellern sehen. Wir reden hier von möglichen Fehlbeträgen von 200 bis 500 Millionen Euro bei Volkswagen, Daimler oder BMW."
Und auch der Chefvolkswirt des Institute of International Finance (IIF), Robin Brooks, warnt vor den wirtschaftlichen Folgen einer weiteren Aufwertung des Euros. Die Inflation im Euro-Raum sei ohnehin schon niedrig und werde durch den gesunkenen Ölpreis und die geringe Kapazitätsauslastung der Wirtschaft noch weiter gedrückt. „Eine größere Aufwertung des Euros wirkt wie ein deflationärer Schock, der die Preise noch weiter abrutschen lässt“, argumentiert der Experte im Interview mit dem Handelsblatt. Als Schwachpunkt Europas in der aktuellen Krise sieht er, dass es keine einheitliche Reaktion der Finanzpolitik in den EU-Ländern gibt.
Auch aus Sicht des AKTIONÄR sind die Währungsrisiken nicht von der Hand zu weisen - ein zu starker Euro wäre eine neue, unvorhergesehene Belastungsquelle für Daimler. Die Aktie ist heute unter den 2018er-Abwärtstrend bei 42,30 Euro gefallen, nachdem diese wichtige Marke jüngst geknackt wurde. Charttechnisch hat sich damit das Bild wieder eingetrübt. Anleger verharren an der Seitenlinie.
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