Chinas Automarkt kommt nach dem Einbruch im Februar langsam wieder in Schwung. In der letzten Märzwoche betrug der Absatzrückgang gegenüber dem Vorjahreszeitraum noch 24 Prozent, wie der Branchenverband PCA (China Passenger Car Association) am Mittwoch auf Basis vorläufiger Zahlen in Peking mitteilte. Ein gutes Zeichen für die Automobil-Hersteller. Kann die Daimler-Aktie ihre Erholung fortsetzen?
Nach den schwächeren Vorwochen steht damit für März insgesamt ein Minus von 36 Prozent bei den Verkäufen der Autohändler zu Buche. Im Februar waren die Verkäufe wegen des Ausbruchs des Coronavirus noch um 80 Prozent weggebrochen. Mittlerweile fährt China als größter Automarkt der Welt die Produktion wieder hoch, auch die meisten Autohändler haben wieder geöffnet.
China ist auch der größte Einzelmarkt der deutschen Autokonzerne Volkswagen, Daimler und BMW. 22,2 Millionen Neuwagen wurden im Jahr 2019 verkauft. Zum Vergleich: Die Nummer 2, die USA, kamen auf 16,6 Millionen neu verkaufte Autos.
Die Autoindustrie blickt mit großer Spannung darauf, wie schnell sich der Markt in China nach dem Einbruch erholen kann. Die Autobauer hoffen darauf, dass es in Europa und Nordamerika ähnlich schnell gehen kann.
Zuletzt haben JP Morgan, Goldman Sachs, Jefferies und das Bankhaus Metzler ihre Kursziele für die Daimler-Aktie zum Teil um die Hälfte nach unten geschraubt.
Zugegeben, die Autohersteller sind von der Corona-Krise schwer getroffen. In vielen Fabriken stehen die Bänder still. Nach dem Absturz der Neuverkäufe in China um über 42 Prozent in den Monaten Januar und Februar folgte der Zusammenbruch in den USA und in Europa.
Dennoch: Vergangene Woche versprühte allen voran Volkswagen-Chef Herbert Diess wieder etwas Zuversicht. "Wenn man davon ausgeht, dass man die Krise ähnlich schnell behandelt wie China, dann kann man sicherlich auch mit einem blauen Auge davonkommen", sagte Diess in einem Interview mit dem Journalisten Gabor Steingart.
Ähnlich optimistisch äußerste sich BMW-Finanzvorstand Pieter Nota vor wenigen Tagen: "In China sehen wir mit einem starken Auftragseingang die ersten Anzeichen einer Erholung." Und auch Daimler-Chef Ola Källenius gab sich in einem BBC-Interview kämpferisch. In einem Überlebenskampf sehe er Daimler nicht, sagte Källenius. Aber klar ist: Sehr lange darf der Zustand nicht anhalten. Zur Sicherheit hat Daimler vor wenigen Tagen mit mehreren Banken eine Vereinbarung über eine neue Kreditlinie von 12 Milliarden Euro geschlossen. Da Geld sollte bei Daimler also vorerst nicht knapp werden.
Ohnehin die Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer die deutschen Automobil-Hersteller solide finanziert: "BMW, Daimler und Volkswagen sind mit guten Liquiditätspolstern ausgestattet und könnten nach unserer Modellrechnung bis zu 5 Monaten ohne Umsatz zahlungsfähig sein", sagt Dudenhöffer gegenüber dem AKTIONÄR.
Die letzten Wochen haben die Anleger auf eine harte Probe gestellt. Die Aktien der Automobil-Hersteller wurden böse abgestraft. In den letzten Tagen jedoch waren die Papiere von Daimler, Volkswagen und BMW die großen Gewinner am Markt.
Die nächsten Monate oder womöglich auch Jahre werden für BMW, Daimler und Volkswagen nicht einfach. Es gilt, die aktuelle Krise mit Umsatzeinbrüchen von möglicherweise rund 25 Prozent zu überstehen. Das sollte gelingen.
Gut möglich, dass die Bundesregierung in der zweiten Jahreshälfte mit einem Konjunkturprogramm besonders den Automobil-Herstellern unter die Armen greifen wird. So wäre vielleicht sogar der Umbruch weg von der Cash-Cow der vergangenen Jahre, dem Verbrennungsmotor, hin zur Elektromobilität für BMW, Daimler und VW einfacher zu meistern.
Anleger laufen den gestiegenen Kursen der letzten beiden Tage nicht hinterher. Erst eine Kursberuhigung eröffnet möglicherweise wieder gute Kaufchancen. Anleger legen sich bei Daimler bei Kursen um 27 Euro auf die Lauer. Ein Nachkauflimit wird bei 25,50 Euro platziert.
(Mit Material von dpa-AFX).
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