Im Zuge der Dieselaffäre wirbt Daimler bei seinen Kunden über eine Gutschein-Aktion um die Nachrüstung von Diesel-Fahrzeugen mit Software-Updates. Der Konzern kündigte am Montag an, dass Käufer von Mercedes-Diesel-Fahrzeugen mit den Abgasnormen Euro 5 und 6b mit einem Verrechnungsgutschein im Wert von 100 Euro belohnt würden, wenn sie dafür in einer Werkstatt in Deutschland ein solches Update in ihrem Auto aufspielen ließen. Am 24. Oktober wird Daimler Zahlen für das dritte Quartal vorlegen. Vorstand Ola Källenius steht unter Druck!
Das Geld werde nicht in bar ausgezahlt, sagte ein Daimler-Sprecher auf Anfrage. Stattdessen würden Gutscheine ausgestellt, mit denen in Werkstätten Waren und Dienstleistungen erworben werden könnten.
Die Aktion gehe bis zum Jahresende und gelte auch rückwirkend. Das heißt, dass sich auch jene Kunden, die schon in der Vergangenheit ein entsprechendes Software-Update in ihrem Auto haben aufspielen lassen, einen Gutschein abholen können. Man wolle "einen Anreiz schaffen, dass das Update möglichst schnell aufgespielt wird", sagte Georg Abel aus der Geschäftsleitung des Mercedes-Benz-Vertriebs.
684.000 Autos betroffen
Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hatte 2018 und 2019 gegen insgesamt mehrere Hunderttausend Daimler-Fahrzeuge Rückruf-Bescheide wegen einer unzulässigen Abgastechnik erlassen: Im vergangenen Jahr waren 684 000 Fahrzeuge betroffen, dazu kamen in diesem Frühjahr weitere 60 000 und jüngst vor einer Woche nochmals mehrere Hunderttausend Fahrzeuge. Eine genaue Zahl veröffentlichte Daimler hier zunächst nicht. Darüber hinaus hatte der Konzern freiwillige Software-Updates für mehr als drei Millionen Fahrzeuge angeboten.
Insgesamt könnten sich somit europaweit die Inhaber von rund 3,6 Millionen Autos Gutscheine abholen. Bei mehr als einer Million dieser Diesel seien europaweit bereits Software-Updates aufgespielt worden, davon seien 400 000 Autos in Deutschland zugelassen.
Q3-Zahlen am 24.Oktober
Am 24. Oktober wird Daimler-Chef Ola Källenius Zahlen für das dritte Quartal vorlegen. Der neue Chef steht unter Druck. Im Vorfeld haben mehrere Analysten ihre Kursziele nach oben geschraubt.
Die US-Investmentbank Bank of America sieht die Daimler-Aktie bei 55 Euro fair bewertet. Das dritte Quartal dürfte für die Autobauer und -zulieferer ruhiger verlaufen sein als die beiden ersten Quartale, schrieb Analyst Kai Müller.
Die Schweizer Großbank UBS hält ein Kursziel von 54 Euro für realistisch.
Mit Gewinnwarnungen aus dem Sektor rechne er nicht mehr - ein ungewöhnliches Gefühl, schrieb Analyst Patrick Hummel in einer Branchenstudie. Die Autohersteller sollten sich auf dem Weg zu ihren zuvor überarbeiteten Jahreszielen befinden. Bei Daimler richte sich die Aufmerksamkeit auf den Kapitalmarkttag Mitte November.
Spätesten am Kapitalmarkttag sollte Daimler-Chef Ola Källenius neue Aussagen zur Dividendenpolitik treffen. DER AKTIONÄR geht davon aus, dass Daimler die Ausschüttung nicht halten wird. Darüber hinaus sollte Källenius neue Ziele im Hinblick auf die Elektromobilität formulieren.
Vom Freitagstief bei 47,95 Euro erholte sich die Daimler-Aktie im Verlauf des Tages wieder auf 48,76 Euro. Am Dienstagmorgen notiert das Papier bei 49,40 Euro und damit wieder über der wichtigen 200-Tage-Linie. Diese verläuft bei 49,29 Euro. Mit Überwinden dieser Hürde hat die Daimler-Aktie ein Kaufsignal geliefert!
(Mit Material von dpa-AFX).
Hinweis auf mögliche Interessenskonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die durch die durch die Publikation etwaig resultierende Kursentwicklung profitieren: Daimler.