Nachdem die Covestro-Aktie im Zuge der Aufnahme konkreter Übernahmeverhandlungen mit dem arabischen Ölriesen Adnoc kräftig zugelegt hatte, ist es zuletzt wieder ruhig geworden. Der DAX-Titel pendelt aktuell seitwärts. Der Abstand zu dem aus den Vereinigten Arabischen Emiraten gebotenen Preis von 62 Euro je Anteilschein ist immer noch beträchtlich.
Dies liegt natürlich zum einen an der anhaltenden Unsicherheit, ob es tatsächlich zur Akquisition kommt. Zum anderen aber auch daran, dass sich die Stimmung in der Chemieindustrie nach einer mehrmonatigen Erholungsphase wieder eingetrübt hat. Im Juni fiel der vom Ifo-Institut erhobene Geschäftsklimaindex für die Branche um 9,4 auf minus 4,5 Punkte. "Der Aufwärtstrend in der deutschen Chemiebranche ist somit unterbrochen", erklärte Ifo-Expertin Anna Wolf.
In den vier Monaten zuvor war es jeweils nach oben gegangen, bis der Index im Mai zum ersten Mal seit rund zwei Jahren wieder in den positiven Bereich geklettert war. Doch die Zuversicht ist verschwunden: Die Nachfrage sei wieder zurückgegangen, der Auftragsbestand im Juni "von einem ohnehin sehr niedrigen Niveau regelrecht eingebrochen", hieß es vom Ifo. "Die Unternehmen haben ihre Produktion verringert und planen für die nächsten Monate mit weniger Personal."
Die Chemie sei allerdings nicht das einzige Sorgenkind der deutschen Wirtschaft, so Wolf. "Der sinkende Auftragsbestand bereitet dem Verarbeitenden Gewerbe insgesamt Kopfzerbrechen."
Zu dieser Meldung passt auch der eher zurückhaltende Analystenkommentar aus dem Hause UBS aus der vergangenen Woche. So hat deren Analyst Samuel Perry die Einstufung für Covestro mit einem Kursziel von 52 Euro auf "Neutral" belassen. In einem Szenario ohne jegliches Volumenwachstum im zweiten Halbjahr gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum gebe es beim Kunststoffkonzern mit die größten Enttäuschungsrisiken zum operativen Ergebniskonsens, erklärte Perry am Donnerstagabend nach einem "Stress Test" der Chemiebranche.
DER AKTIONÄR bleibt indes für die Covestro-Papiere weiterhin zuversichtlich gestimmt. Wer beim DAX-Titel investiert ist, beachtet nach wie vor den Stoppkurs bei 44,00 Euro.
Mit Material von dpa-AFX