Am Donnerstag wird der Chemieriese Covestro seine Ergebnisse für das vierte Quartal vorlegen. Doch bei keinem anderen der 40 DAX-Konzerne dürften die Marktteilnehmer wohl derart wenig Interesse am reinen Zahlenwerk haben, sondern eher an einer anderen Frage: Gibt es endlich Neuigkeiten bezüglich der seit Monaten laufenden Verhandlungen mit Adnoc.
Kürzlich hatte Bloomberg unter Berufung auf mit der Sache vertraute Personen berichtet, Adnoc habe detailliertere Informationen zum Geschäft der Leverkusener erhalten und könnte die informelle Offerte auf etwas mehr als 60 Euro je Aktie anheben (mehr dazu lesen Sie hier). Das wären dann mehr als 11,3 Milliarden Euro.
Im Herbst ruderte Covestro indes aufgrund einer weiter ausgebliebenen Belebung der Nachfrage beim Jahresausblick abermals zurück. "Covestro befindet sich in einem herausfordernden Umfeld: Schwache Konjunktur, geringe Nachfrage und der Ausblick für unsere Kernindustrien hat sich mit Ausnahme der Automobilindustrie für das Gesamtjahr weiter verschlechtert", sagte Finanzchef Christian Baier damals.
Covestro bekam in den letzten Monaten die Schwäche der Bauwirtschaft sowie die Zurückhaltung vieler Menschen beim Kauf von Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräten oder auch Möbeln zu spüren. Denn schwächeln diese Bereiche, so lässt auch direkt die Nachfrage nach den Hart- und Weichschaum-Vorprodukten nach, die zu Dämmmaterial, Polstern und ähnlichen Produkten verarbeitet werden. Und auch harte Kunststoffe, Polycarbonate, etwa für Laptop- und Smartphone-Gehäuse sind dann weniger gefragt. Um diese Entwicklung zumindest etwas kompensieren zu können, setzte Covestro zuletzt auf Einsparungen.
Vor diesem Hintergrund erwartet der Vorstand ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) um die 1,1 Milliarden Euro. Als freier operativer Mittelzufluss - also dem Geld, das im Tagesgeschäft letztlich hängen bleibt oder abfließt - geht Covestro von 0 bis 200 Millionen Euro aus.
Es bleibt dabei: Mutige können darauf setzen, dass der arabische Ölriese tatsächlich 60 Euro auf den Tisch legen wird und auf einen 20-prozentigen Kursanstieg spekulieren. Wer die Covestro-Anteile bereits im Portfolio hat, bleibt indes weiterhin mit einem Stoppkurs bei 44,00 Euro dabei und wartet weiter ab.