Am Dienstag wird der Chemieriese Covestro die Ergebnisse für das zweite Quartal vorlegen. Im Blickpunkt der Marktteilnehmer dürften die jüngsten Preis- und Nachfragetrends stehen, nachdem es im Chemiesektor zuletzt zumindest einige leicht positive Signal gegeben hatte. Gleichwohl fehlt der gesamten Branche weiterhin echter Optimismus.
Zudem warten Anleger auf Neuigkeiten zu der möglichen Übernahme des Dax-Konzerns durch den Ölkonzern Dhabi National Oil (Adnoc) aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Nach einer monatelangen Hängepartie verhandeln die beiden Parteien seit Juni konkret. Im Raum steht ein mögliches Gebot von insgesamt rund 11,7 Milliarden Euro beziehungsweise 62 Euro je Aktie.
Für das zweite Quartal stellte Covestro Ende April einen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) von 270 bis 370 Millionen Euro in Aussicht, was in jedem Fall weniger wäre als ein Jahr zuvor.
Für das Gesamtjahr 2024 stehen 1,0 bis 1,6 Milliarden Euro operativer Gewinn im Plan. Das wäre im besten Fall wieder so viel wie 2022, nach einem Einbruch um ein Drittel auf knapp 1,1 Milliarden Euro 2023. Der freie operative Finanzmittelzufluss soll im laufenden Jahr 0 bis 300 Millionen Euro erreichen - nach 232 Millionen Euro im vergangenen Jahr.
Wie viele andere Chemieunternehmen hatte auch Covestro den Einbruch des chinesischen Immobiliensektors stark zu spüren bekommen, ebenso wie die Schwäche der Bauwirtschaft und die Zurückhaltung vieler Menschen beim Kauf von Unterhaltungselektronik, Haushaltsgeräten und Möbeln.
Schwächeln diese Bereiche, lahmt auch die Nachfrage nach den Hart- und Weichschaum-Vorprodukten von Covestro, die zu Dämmmaterial, Polstern und ähnlichem verarbeitet werden. Auch harte Kunststoffe, Polycarbonate, etwa für Laptop- und Smartphone-Gehäuse sind dann weniger gefragt.
In den vergangenen Monaten gab es immer mal wieder positive Signale seitens der Konjunkturentwicklung, eine spürbare und nachhaltige Erholung der Chemiebranche blieb bisher aber aus. In diesem schwierigen Umfeld tritt die Unternehmensführung um den Vorstandsvorsitzenden Markus Steilemann weiter auf die Kostenbremse.
Bis Ende 2028 sollen jährliche Einsparungen von 400 Millionen Euro erreicht werden, 190 Millionen davon in Deutschland. Produktion und Verwaltung sollen effizienter werden. In Deutschland will der Konzern bis Ende 2032 auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten.
Das Marktumfeld bleibt schwierig, doch DER AKTIONÄR ist angesichts der laufenden Übernahmeverhandlungen mit Adnoc für die Aktie von Covestro optimistisch gestimmt. Wer investiert ist, beachtet weiterhin den Stoppkurs bei 44,00 Euro.
Mit Material von dpa-AFX