Vor knapp einem Jahr kamen erste Gerüchte auf, wonach der arabische Ölriese Adnoc sich den deutschen Chemieproduzenten Covestro einverleiben möchte. Nach zunächst als zu niedrig abgewiesenen ersten Offerten begannen im September die Verhandlungen der beiden Unternehmen. Und seither warteten die Marktteilnehmer auf eine Vollzugsmeldung.
In einem Interview mit der Wirtschaftswoche hat sich nun der Vorstandsvorsitzende von Covestro, Markus Steilemann, zu diesem Thema geäußert. Ihm zufolge drängt der Leverkusener Chemiekonzern in den Gesprächen mit Adnoc, nicht nur um einen möglichst hohen Übernahmepreis. Er betonte: "Der Kaufpreis allein ist nicht entscheidend." Steilemann ergänzte: "Wir sind als ein in Deutschland ansässiges Unternehmen nicht nur unseren Aktionären gegenüber verpflichtet. Da unterscheidet sich das deutsche Aktienrecht vom amerikanischen." Es gehe demnach auch um die Einhaltung von Strategie- und Nachhaltigkeitszielen.
Dementsprechend führen die Covestro-Manager die Verhandlung mit dem Ölriesen aus den Vereinigten Arabischen Emiraten "im Interesse unserer Gesellschaft, unserer Aktionäre, unserer Mitarbeiter und aller anderen Stakeholder. Und selbstredend betonen wir dabei die Bedeutung der weiteren Umsetzung unserer Unternehmensstrategie, der vollständigen Ausrichtung auf die Kreislaufwirtschaft und des Erreichens unserer Klimaziele."
Zum aktuellen Stand der Verhandlungen gab es keine besonderen Neuigkeiten. Steilemann erklärte, dass die zufolge die Gespräche unverändert "sachlich und ergebnisoffen" verlaufen. Steilemann schloss aber nicht aus, dass er bezüglich der Übernahmeverhandlungen im Rahmen des Kapitalmarkttages von Covestro am 27. Juni konkrete Informationen liefern könnte.
Es bleibt dabei: Mit einem Übernahmepreis in Höhe von 60 Euro hätte Adnoc sicherlich gute Chancen, sich den Chemie-Spezialisten einverleiben zu können. Wer die Papiere des DAX-Konzerns im Depot hat, sollte investiert bleiben und die Position mit einem Stoppkurs bei 44,00 Euro absichern.