Weitere gute Nachrichten für die stark von einer reibungslosen Erdgaszufuhr abhängigen Chemieriesen Evonik, BASF und Covestro: Die deutlich angestiegene Gasimporte aus Norwegen, den Niederlanden und Belgien haben beim Nettogasimport den Wegfall der russischen Gaslieferungen seit Ende August 2022 fast kompensiert.
Dies geht aus einem internen Papier der Bundesnetzagentur hervor, das der Deutschen Presse-Agentur dpa vorliegt. Demnach importierte Deutschland von 2017 bis Ende Februar 2022 abzüglich der Exporte monatlich im Schnitt 77,0 Terawattstunden Erdgas, das zur Deckung des nationalen Verbrauchs sowie zur Speicherbefüllung genutzt wurde.
Demgegenüber lag der Nettoimport von September 2022 bis Ende Januar - also ohne russische Gaslieferungen - monatlich bei 72,7 Terawattstunden. Hinzu kamen im Januar rund 4 Terawattstunden Flüssigerdgas aus den neuen LNG-Terminals an den deutschen Küsten. Zur Einordnung der Mengen: Laut Bundesnetzagentur verbrauchte Deutschland im Jahr 2021 rund 1000 Terawattstunden Erdgas.
Dem Papier zufolge flossen aus Norwegen von 2017 bis Ende Februar 2022 monatlich im Schnitt 26 Terawattstunden Erdgas nach Deutschland. Nach Einstellung der russischen Lieferungen lag diese Menge bei 41 Terawattstunden. Nettoimporte aus den Niederlanden stiegen von 2 auf 25 Terawattstunden. Mit Belgien waren die Gasflüsse vor dem Krieg mit einem monatlichen Volumen von rund 2 Terawattstunden in beide Richtungen im Schnitt ausgeglichen. Seit September flossen jeden Monat rund 23 Terawattstunden Erdgas nur noch in eine Richtung: aus Belgien nach Deutschland.
Aus den Daten geht auch hervor, dass seit September deutlich weniger Erdgas als früher aus Deutschland in andere Länder weitergeleitet wurde. Deutliche Rückgänge gab es etwa bei den Gasflüssen mit der Schweiz, wo von September bis Januar die Importmenge die Exporte in die Schweiz überstieg.
Die Bundesnetzagentur bewertet die Gasversorgung in Deutschland weiterhin als "stabil". "Die Versorgungssicherheit ist gewährleistet", hieß es zuletzt im täglichen Gaslagebericht der Behörde. Entwarnung gibt die Behörde nicht: Die Vorbereitung auf den Winter 2023/2024 sei eine zentrale Herausforderung. Ein sparsamer Gasverbrauch bleibe daher wichtig.
Die breitere Aufstellung Deutschlands bei den Erdgasimporten spielt den großen Chemiekonzernen natürlich in die Karten. Sollten sich die Anzeichen verdichten, dass die 2022 noch von vielen Experten erwartete lang anhaltende Schwäche der Weltkonjunktur abgewendet werden kann, sollte sich die zuletzt etwas ins Stocken geratene Erholung der drei im historischen Vergleich sehr günstig bewerteten Chemie-Titel fortsetzen. Mutige können weiterhin darauf spekulieren. Die Stoppkurse sollten bei 15,00 Euro (Evonik), 31,50 Euro (Covestro) beziehungsweise 42,00 Euro (BASF) belassen werden.
Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: BASF.
Mit Material von dpa-AFX