Stratec hat im letzten Sommer nach enttäuschenden Halbjahreszahlen sein Umsatzziel für das Gesamtjahr gekappt. Anleger zogen die Reißleine. Die Aktie brach deutlich ein. Heute steht der Titel erneut unter Druck. Der Grund ist schnell gefunden: Der Ausblick des Diagnostik-Spezialisten fiel einmal mehr recht verhalten aus.
Die Kunden von Stratec können die schwache Endkunden-Nachfrage nach medizinischen Tests momentan noch aus ihren teils erhöhten Lagerbeständen bedienen. Außerdem wurden während der Corona-Pandemie viele neue Labore eröffnet.
Der Vorstand geht davon aus, dass die Lagerbestände bei den Kunden bis Mitte des Jahres 2024 wieder ein normalisiertes Niveau erreichen werden und sich damit die wieder leicht steigende Marktnachfrage der Endkunden auch in den eigenen Liefermengen widerspiegeln wird. Zudem sei die Nachfrage nach Immundiagnostik, Immunhämatologie oder Hämatologie gut, hieß es weiter. In diesen Bereichen haben die Kunden Stratec zufolge während der Pandemie keine zusätzlichen Labor-Kapazitäten aufgebaut.
Die vielfältigen nachlaufenden Effekte sorgen laut Stratec weiterhin für eine erhöhte Volatilität im Bestellverhalten der Kunden. Deshalb sei die Planung für 2024 mit größeren als üblichen Unsicherheiten verbunden. Im ersten Quartal des laufenden Jahres dürfte das Unternehmen aber keine Bäume ausreißen. Das Unternehmen rechnet mit einer stark verhaltenen Entwicklung. Der Vorstand setzt auf eine Belebung des Geschäfts ab dem zweiten Quartal, denn die Bestellprognosen der Kunden ließen eine "stark ausgeprägte Belebung" bei der Umsatz- und Ergebnisentwicklung erwarten.
Im Gesamtjahr soll der Umsatz stand heute bereinigt um Wechselkurseffekte stabil bleiben oder leicht steigen. Davon dürften vor Zinsen, Steuern, sowie bereinigt um Sondereffekte zehn bis zwölf Prozent als operativer Gewinn (EBIT) hängen bleiben.
2023 ging der währungsbereinigte Umsatz um 3,8 Prozent auf knapp 262 Millionen Euro zurück. Die operative Marge sank von 16,4 auf 10,3 Prozent und lag damit eher am unteren Ende der Erwartungen des Vorstands. Unterm Strich brach der Gewinn wegen höherer Zinsen sowie gestiegener Material- und Personalkosten sogar um über die Hälfte auf 13,1 Millionen Euro ein.
Getrieben durch die starke Nachfrage nach Covid-Tests war die Stratec-Aktie seit dem Frühjahr 2020 rasant gestiegen. Nach einer Schwächephase im ersten Halbjahr 2021 stieg der Kurs im September desselben Jahres auf ein Rekordhoch. Seitdem hat sich der Wert begleitet von einem insgesamt wenig erfreulichen Newsflow geviertelt.
Mit dem heutigen Kursrutsch nähert sich der Titel wieder dem Verlaufstief aus dem Herbst 2023 bei 38,15 Euro an. Stratec ist und bleibt aber ein deutsches Qualitätsunternehmen, das dank der starken Positionierung im Diagnostikbereich wieder zurück in die Spur kommen sollte. Anleger setzen sich den Titel auf die Watchlist. Zeichnet sich eine operative Trendwende ab, können erste Positionen aufgebaut werden. DER AKTIONÄR behält den Titel ebenfalls im Blick – zumal Stratec am Ende auch zu einem Übernahmekandidat werden könnte.