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Corona-Hoffnung Abivax: "Es lag ein interessantes Angebot für unsere Aktionäre vor" – CEO im AKTIONÄR-Interview

Corona-Hoffnung Abivax:
Foto: Shutterstock
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Michel Doepke 23.05.2020 Michel Doepke

Klinische Versuche gegen Covid-19 gibt es inzwischen wie Sand am Meer. Im Kampf gegen das Coronavirus sticht Abivax mit einem spannenden Ansatz heraus. DER AKTIONÄR hat bei Firmenlenker Hartmut Ehrlich nachgefragt, was den Hoffnungsträger ABX464 auszeichnet, wie es um die Finanzierung steht und ob die Gesellschaft zuletzt Begehrlichkeiten geweckt hat.

DER AKTIONÄR: Herr Ehrlich, welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf die laufenden Studienprogramme?

Hartmut Ehrlich:  Unsere Phase-2b-klinische Studie in Colitis ulcerosa (17 Länder, 140 Studienzentren, 232 Patienten) ist natürlich nach wie vor unser größtes Projekt. Im Zusammenhang mit Covid-19 konnten zwar in einer Reihe von Studienzentren einige (fünf bis sieben) Endoskopien nicht zeitgerecht durchgeführt werden, was aber angesichts von 232 Studienteilnehmern überschau- und managebar ist. Der Studienabschluss wird sich aufgrund der reduzierten Patientenrekrutierung der letzten Monate um etwa vier Monate verschieben. Statt Ende dieses Jahres erwarten wir die Top-Line-Daten nun eher im Frühjahr 2021.

Hartmut Ehrlich, CEO von Abivax

ABX464 scheint ein Allrounder zu sein. Neben chronisch-entzündlichen Erkrankungen erhoffen Sie sich nun auch Erfolge bei Covid-19-Patienten. Was stimmt Sie zuversichtlich?

Es ist richtig, wenn Sie von einem Allrounder sprechen. Das geht auf den dreifachen Wirkmechanismus von ABX464 zurück. Zum einen hemmt ABX464 die Replikation des SARS-CoV-2 Virus und ist damit mit dem gerade in den USA notfallmäßig zugelassenen Medikament Remdesivir vergleichbar. Dieser antivirale Effekt von ABX464 ist brandneu und natürlich sehr spannend. Hinzu kommen die belegten anti-inflammatorischen Eigenschaften von ABX464. Doch damit nicht genug: ABX464 verfügt auch über gewebeheilende Eigenschaften, die bei durch Covid-19 geschädigtem Lungengewebe zum Tragen kommen könnten. Aufgrund der Kombination dieser drei Eigenschaften – antiviral, entzündungshemmend und gewebeheilend – sticht ABX464 gegenüber anderen potenziellen Covid-19-Hoffnungsträgern hervor.

Wie ist die Covid-19-Studie mit ABX464 konzipiert?

Die Studie wird an 1.034 Covid-19 Patienten mit mindestens einem Risikofaktor, der einen schweren Verlauf bedingen kann, durchgeführt. Die Patienten sollen ganz früh, also quasi bei Diagnosestellung, behandelt werden. Sprich: Betroffene sollen den Wirkstoff bereits vor der Entwicklung eines Zytokinsturms oder ARDS erhalten. Wir setzen dabei auf eine dreigleisige Bekämpfung. Zum einen wollen wir die Replikation des Virus hemmen. Zum anderen soll die Ausprägung der Entzündung rasch eingedämmt und das Gewebe geheilt werden. Wir glauben, dass sich AB464 dafür speziell sehr gut anwenden lässt – wegen dieser dreifachen Wirkung.

Welche weiteren Details der Studie erachten Sie als wichtig?

Wir rekrutieren neu positiv getestete Patienten bevor sie eine schwere Form von Covid-19 entwickelt haben. Von den insgesamt 1.034 Patienten erhalten zwei Drittel ABX464, das verbleibende Drittel ein Placebo. Da viele der Studienteilnehmer zu diesem Zeitpunkt nur eine milde Symptomatik aufweisen, werden sie im Anschluss ambulant behandelt, zumindest solange keine Verschlimmerung des Krankheitsbildes einsetzt. Ziel der Studie ist es zu zeigen, dass ABX464 den Anteil der Patienten, die eine schwere Form von Covid-19 erleiden und gegebenenfalls auch versterben, signifikant senken kann. Die Studie wurde am 18. Mai offiziell auf clinicaltrials.gov gestellt.

Wann ist mit Studiendaten zu rechnen?

Wir hoffen, dass wir die Ergebnisse bis zum Jahresende vorliegen haben, eventuell auch schon Ende November. Das hängt vor allem vom weiteren Verlauf der Pandemie ab.

Zur Finanzierung: Verliefen die Gespräche konstruktiv?

Es waren sehr produktive Gespräche mit Bpifrance, die auch extrem rasch, also in etwa sechs Wochen, zum Abschluss gebracht werden konnten. Uns war es wichtig, dass nicht nur die miR-AGE-Studie finanziert wird, sondern auch die weiteren Entwicklungskosten bis hin zur Stellung eines Zulassungsantrags und gegebenenfalls der Markteinführung sowie des Ausbaus der Produktion.

Per Ende 2019 verfügte Abivax über 9,8 Millionen Euro Cash. Besteht der Bedarf an weiteren finanziellen Mittel? Wären die Ankeraktionäre bereit, erneut zu investieren?

Abivax ist derzeit bis zum Ende des Jahres finanziert, und ich denke schon, dass die Ankeraktionäre bereit sind, Abivax auch weiterhin zu unterstützen. Eine Kapitalerhöhung ist jedoch nicht die bevorzugte Methode unseres Aufsichtsrats. Wir evaluieren die verschiedensten Optionen, um für die nächsten zwölf Monate, also bis Mitte 2021, mit liquiden Mitteln ausgestattet zu sein. Über die Finanzierung von Bpifrance hinaus brauchen wir zusätzlich 30 Millionen Euro, die wir präferiert in nicht-verwässernder Weise aufnehmen wollen, also zum Beispiel mittels Krediten, oder durch Partnering. Eine Kapitalerhöhung schließen wir aber nicht gänzlich aus.

Der französischen Tageszeitung Figaro war zu entnehmen, dass für Ihr Unternehmen ein Übernahmeangebot vorlag. Stimmt das?

Das kann ich bestätigen. Es lag ein interessantes Angebot für unsere Aktionäre vor. Die Firma, die uns dieses Übernahmeangebot unterbreitet hat, zeigte allerdings kein Interesse an einem Covid-19 Programm mit ABX464. Wir dagegen waren und sind davon überzeugt, dass ABX464 wegen seiner zuvor genannten Eigenschaften unbedingt auf seine klinische Wirksamkeit bei Covid-19-Patienten untersucht werden sollte. Dieser Auffassung ist auch unser Aufsichtsrat, der das Übernahmeangebot abgelehnt hat. Die französische Arzneimittelbehörde und die Ethikkommission sowie das deutsche BfArM haben die Studie inzwischen in Rekordzeit genehmigt, und weitere Länder wie Italien, Spanien, Belgien und Großbritannien werden hoffentlich bald folgen.

Vielen Dank für das aufschlussreiche Gespräch.

ABIVAX (WKN: A14UQC)

ABX464 könnte für Abivax den großen Durchbruch bedeuten, auch ohne die Covid-19-Indikation. Diese sorgt allerdings für jede Menge Fantasie. Der Hot-Stock eignet sich ausnahmslos für risikoaffine Anleger, die eine Position bewusst kleinhalten und mit einem Stopp bei 14,00 Euro absichern.

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