In keiner Branche gab es zuletzt so viele Gewinnwarnungen wie bei den Autozulieferern. Branchenprimus Continental hat die Prognosen sogar zweimal angepasst. Die heute vorgelegten Q3-Zahlen enthalten wenig Neues. Bleiben weitere Hiobsbotschaften aus, sollte die Aktie ihre Gegenbewegung fortsetzen.
Das Marktumfeld wird schwieriger. Seit knapp zehn Jahren haben wir im abgelaufenen Quartal zum ersten Mal einen substanziellen Rückgang der weltweiten Fahrzeugproduktion gesehen. Continental geht davon aus, dass das Marktumfeld auch im verbleibenden Quartal dieses Jahres schwach bleiben wird.
Mit der Vorlage der 9-Monatszahlen hat der Konzern aber die angepasste Ergebnis- und Cash-Flow-Prognose für das laufende Geschäftsjahr bestätigt. Die detaillierten Zahlen zum dritten Quartal und den Ausblick gibt es hier. „Trotz des deutlich eingetrübten Marktumfeldes konnten wir unsere zuletzt geänderten Ziele beibehalten“, so Vorstand Elmar Degenhart. „China und Europa zusammen stehen mittlerweile für mehr als die Hälfte der globalen Fahrzeugproduktion. Angesichts der Marktschwäche in beiden Regionen ist unser leichtes Umsatzwachstum daher ein gutes Zeichen. Genauso unsere Auftragseingänge für Automobilelektronik: sie liegen mit knapp 30 Milliarden Euro nach neun Monaten fast auf dem sehr hohen Vorjahresniveau und untermauern unsere strategische Ausrichtung", so der Konzernchef weiter.
Mit Blick auf die Automobilindustrie unterstrich Degenhart die enormen technischen Herausforderungen: Digitalisierung, Automatisierung, Vernetzung und Elektrifizierung seien jeweils für sich selbst betrachtet die größten Umwälzungen, die die Industrie in ihrer über 100-jährigen Geschichte erlebt habe. Continental will den Anschluss nicht verpassen und das Geschäftsmodell auf die Zukunft ausrichten: weg von Verbrennungsmotoren, hin zur Elektromobilität und selbstfahrenden Autos.
Dazu wurde vor Kurzem eine wichtige Personalie bekannt: Ab 2019 soll Dirk Abendroth als Technikchef für Continental Automotive agieren. In dieser Einheit wollen die Niedersachsen alles rund um das autonome Fahren und die vernetzte Mobilität bündeln. Ein ausgewiesener Experte: Abendroth kommt vom chinesischen Elektroauto-Start-up Byton und entwickelte zuvor bei BMW den elektrischen Antriebsstrang der i-Modelle mit. Um der zunehmenden Vernetzung von Autos, eine Voraussetzung für das automatisierte Fahren, Rechnung zu tragen, wurde mit Kathrein Automotive zudem ein Spezialist zur Herstellung von Fahrzeugantennen übernommen. Leistungsfähige und intelligente Antennen gelten als Schlüsseltechnologie. Das dürften nicht die letzten Aktivitäten gewesen sein: Die recht niedrige Verschuldung bietet Vorstand Elmar Degenhart Spielraum für weitere Investitionen.
Die Strategie, bei der Aktie gestaffelt einen Fuß in die Tür zu stellen, hat sich bisher bezahlt gemacht. Bleiben weitere Hiobsbotschaften bei Continental – und in der Branche – aus, sollte die Aktie weiter Kurs auf die 160-Euro-Marke nehmen.