Die CompuGroup-Aktie beschleunigte gestern nach einer Umsatz- und Gewinnwarnung ihre Talfahrt und verabschiedete sich mit einem Minus von mehr als 30 Prozent auf dem tiefsten Stand seit Mitte 2013 aus dem Xetra-Handel. Auch heute zählen die Papiere des auf Arztpraxen und Kliniken spezialisierten Softwareanbieters zu den größeren Verlierern.
Die vorläufigen Quartalszahlen seien eine Enttäuschung, so Analyst Fabian Piasta vom Investmenthaus Jefferies in einer Schnelleinschätzung. Obwohl noch recht früh im laufenden Jahr, habe das CompuGroup-Management seine Prognosen nach unten revidiert, gab er zu bedenken. Dabei verwies Piasta auf eine schwächelnde Nachfrage, schleppende Projektrealisierungen und erhöhte Kosten für Investitionen in Künstliche Intelligenz (KI) sowie in die Gesamtplattform.
Die Gewinnwarnung habe ihn auf dem falschen Fuß erwischt, auch wenn er mit einem schwachen zweiten Quartal gerechnet habe, gesteht Knut Woller von der Baader Bank. Die Bewertung sei nun auf das Niveau von IT-Dienstleistern zurückgeworfen worden, so der Analyst weiter. Die Koblenzer seien aber ein Softwareunternehmen mit höherem Margenpotenzial. Die Kaufempfehlung mit Ziel 57 Euro wurde daher vorerst bestätigt.
Andreas Wolf von Warburg Research hat die Messlatte dagegen schon deutlich tiefer gelegt. Der IT-Experte hat das Kursziel von 61,50 auf 31 Euro gesenkt, seine Kaufempfehlung aber ebenfalls bestätigt. Er wartet aber auf weitere Details zur operativen Entwicklung, die mit dem vollständigen Halbjahresabschluss am 8. August veröffentlicht werden sollen. Den deutlichen Kursrutsch sieht er als Reaktion auf die wiederholte Enttäuschung, nachdem die Gesellschaft bereits im Februar mit schwachen Quartalszahlen die Erwartungen verfehlt hatte.
Die Aktien sind mittlerweile unter ihren Emissionspreis vom Börsengang im Mai 2007 gerutscht. Der Titel wurde damals zu 18 Euro an die Börse gebracht. Im Jahresverlauf steht mittlerweile ein Verlust von rund 60 Prozent zu Buche.
Es wird nicht leicht für den Vorstand, das verloren gegangene Anlegervertrauen wieder zurückzugewinnen. Die Aktie dürfte kurzfristig zwar eine technische Gegenbewegung auf die deutlichen Abschläge starten. Auch wenn die (gesenkten) Ziele der Analysten deutlich über dem aktuellen Kursniveau liegen, bleiben Anleger jedoch vorerst an der Seitenlinie.