Die Nachfrage nach IT-Lösungen für das Gesundheitswesen und Übernahmen haben den Software-Anbieter Compugroup zum Jahresstart angetrieben. Allerdings bremsten höhere Investitionen, wie bereits vom Management angekündigt, das Gewinnwachstum. Analyst Knut Woller von der Baader Bank sprach in einer ersten Reaktion von einem erwartet trägen Start ins neue Jahr, wenn der Rückenwind durch Übernahmen ausgeklammert werde. Die Aktien gerieten in einem für Technologiewerte ohnehin schwachen Umfeld unter Druck.
Starkes anorganisches Wachstum
So hatte der MDAX-Konzern im vergangenen Jahr Teile des Europa-Geschäfts für Krankenhaus-Informationssysteme von Cerner sowie den texanischen Anbieter von Arztinformationssystemen eMDs gekauft. Der Umsatz stieg denn auch im ersten Quartal im Jahresvergleich laut einer Mitteilung vom Donnerstag um ein Viertel auf 229 Millionen Euro. Aus eigener Kraft, also Übernahmen ausgeklammert, lag das Plus bei knapp fünf Prozent und damit eher am unteren Ende des vom Management ausgegebenen Jahresziels von vier bis acht Prozent.
Das operative Ergebnis (bereinigtes EBITDA) legte mit plus sieben Prozent auf 46,5 Millionen Euro nicht ganz so deutlich zu wie die Erlöse, übertraf aber die durchschnittliche Analystenschätzung. Das Unternehmen hatte bereits eine eher gedämpfte Gewinnentwicklung für 2021 avisiert, da dieses Jahr viel Geld in neue Technologien und in den Vertrieb fließt, um die Wachstumsmöglichkeiten durch die Digitalisierung des Gesundheitssystems nutzen zu können. Unter dem Strich entfiel auf die Aktionäre mit knapp elf Millionen Euro wegen höherer Abschreibungen sogar weniger Gewinn als vor einem Jahr.
Prognose bestätigt
Der seit Jahresanfang amtierende Compugroup-Chef Dirk Wössner bekräftigte das Ziel, im Gesamtjahr die Umsatzmilliarde zu knacken. Das operative Ergebnis sieht er weiterhin zwischen 210 und 230 Millionen Euro. Während das beim Umsatz ein Anstieg um mindestens rund einem Fünftel wäre, wäre es beim operativen Ergebnis bestenfalls ein kleines Plus.
An der Börse kommen die Zahlen von Compugroup alles andere als gut an. Zur Stunde verliert der Wert rund 15 Prozent und ist der klare Verlierer im MDAX.
Die Digitalisierung des Gesundheitswesens steckt noch in den Kinderschuhen. Compugroup ist gut positioniert, um langfristig an den Wachstumschancen des Marktes zu partizipieren. Allerdings sollten Anleger nach den verhaltenen Zahlen nun nicht ins fallende Messer greifen und eine klare Bodenbildung abwarten. Compugroup ist keine laufende Empfehlung des AKTIONÄR.
(Mit Material von dpa-AFX)