Prognose runter, Aktie fast halbiert. Ein drohender operativer Verlust im Gesamtjahr hat die Aktien von Compleo Charging Solutions am Dienstag nach unten gerissen. Auch am Mittwoch steht das Papier unter Druck und markiert mit 62,60 Euro Prozent das tiefste Niveau seit dem Hoch bei 117 Euro im August 2021.
Der Umsatz werde im Geschäftsjahr 2021 wohl nur zwischen 56 und 61 Millionen Euro und nicht wie bisher avisiert zwischen 68 und 78 Millionen Euro liegen, hieß es vom Compleo. Wie zuletzt in vielen Branchen wurden auch hier an erster Stelle Lieferkettenprobleme zur Begründung genannt.
Experten hoben aber hervor, dass es neben den Nachschubproblemen auch hausgemachte Ursachen gebe: Hinter der Warnung stünden einige Gründe, nicht nur das Fehlen von elektrischen Komponenten, erklärte Analyst Aurelien Sivignon von Oddo BHF. Er verwies auf die verzögerte Markteinführung der Compleo Wallbox Solo vom ersten ins dritte Quartal und Veränderungen im Abrufverhalten von Kunden.
Sivignon hatte mit seinen Prognosen bereits unter den Unternehmenszielen gelegen. Der Experte kappte sein Kursziel auf 110 Euro.
Florian Pfeilschifter von Stifel bleibt trotz der Prognosesenkung von Compleo optimistisch. Anlagestory und Strategie seien voll intakt, so Pfeilschifter. Sein Kursziel lautet 117 Euro.
Was darüber hinaus für Compleo spricht ist die Tatsache, dass ein Großteil der Aktien vom Management gehalten werden. Der Vorstand, bestehend aus Georg Griesemann, Checrallah Kachouh und Jens Stolze plus Aufsichtsrat, hält rund vier Prozent der Aktien. Sprich, auch sie sind daran interessiert, das Unternehmen auf lange Sicht nach vorne zu bringen.
Die Aktien des Ladesäulenanbieters rutschten am Mittwoch auf 62,60 Euro ab. Das tiefste Niveau seit Mitte Mai. Anleger warten eine Kursberuhigung ab und versuchen im Anschluss, peu a peu eine Position aufzubauen.