Die Commerzbank konnte mit 403 Millionen Euro Überschuss im dritten Quartal einen Achtungserfolg erzielen. Das Management hat auch die Jahresprognose erhöht und rechnet nun mit schwarzen Zahlen, nachdem 2020 ein Milliardenverlust zu Buche stand. Das weckt natürlich auch wieder Begehrlichkeiten bei den Aktionären. Einige hoffen schon im kommenden Jahr auf eine Dividende. Doch wie realistisch ist das?
Die Commerzbank galt schon länger als Sanierungsfall, doch ein Umbau wurde regelmäßig zu halbherzig angegangen beziehungsweise verschleppt. Nun wird doch hart durchgegriffen, bis Ende 2024 sollen die Kosten runter und tausende Jobs werden abgebaut. Die Eigenkapitalrendite soll dann bei sieben Prozent liegen, der Konsens erwartet derzeit aber noch niedrigere Werte.
Management will erst 2023 ausschütten
Im Februar im Rahmen des Investorentages hatte sich das Management auch zu Ausschüttungen geäußert. Frühestens 2023, also ein Jahr vor dem geplanten Ende des Umbaus, soll es wieder eine Dividende geben. Diese würde dann für das Geschäftsjahr 2022 zählen, der Konsens rechnet schon jetzt mit einer Rendite von etwa zwei Prozent. Für das Management dürfte es aber generell schwierig werden, in der Öffentlichkeit Ausschüttungen zu verteidigen, wenn gleichzeitig Stellen gestrichen werden.
Genug Geld wäre da
Langfristig sind Ausschüttungen nur gesund, wenn ein Konzern profitabel ist und diese aus dem laufenden Gewinn bezahlen kann. Das muss die Commerzbank erst noch beweisen, ein gutes Quartal ist dafür zu wenig. Andererseits hat die Bank schon jetzt überschüssiges Kapital in Milliardenhöhe. Denn das Management hat sich bei der harten Kernkapitalquote ein Niveau von zwölf Prozent gesetzt, was nicht unterschritten werden sollte. Schon jetzt beläuft sich der Wert aber auf 13,5 Prozent und der Umbau ist weitgehend finanziell verbucht. Belastungen von dieser Seite drücken also nicht mehr groß aufs Kapital.
Wer nun bei der Commerzbank einsteigt, weil er auf baldige Dividendenzahlungen hofft, dürfte enttäuscht werden. Diese sind erst vermittelbar, wenn der Konzern mittelfristig die Gewinnzone zurückgekehrt ist, auch wenn das Geld dafür schon vorher verfügbar wäre. Charttechnisch spricht ebenfalls einiges dafür erst einmal abzuwarten. Coron-Sorgen belasten wieder den Kurs und die Aktie wird heute stark abverkauft. Investierte bleiben dabei und beachten weiter den Stopp bei 5,50 Euro.
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