Die Commerzbank hat zum Jahresbeginn den lange erwarteten Umbau eingeleitet und kommt bisher besser als gedacht voran. In den letzten Wochen ist jedoch die Unsicherheit über die weitere Geschäftsentwicklung gestiegen, denn mit Omikron ist eine neue Mutante aufgetaucht, über die es noch nicht viele gesicherte Erkenntnisse gibt. Zudem verharren die Infektionszahlen auf einem hohen Niveau in Deutschland. Die Commerzbank hat gegenüber Wettbewerbern allerdings einen Vorteil, den viele Anleger nicht auf dem Schirm haben.
Die Bankenbranche gehört 2021 zu den Sektoren mit den höchsten Dividendenrenditen, zugleich haben viele Institute Aktienrückkäufe wiederaufgenommen. Das war in der Breite deshalb möglich, weil viele Banken ihre Risikovorsorge teils deutlich zurückfuhren und das Kapital an die Anleger ausschütteten. Daneben legten natürlich auch die Gewinne wieder zu.
Die Commerzbank hat von ihren Corona-Rückstellungen, die zusätzlich zur normalen Risikovorsorge gebildet wurden, allerdings so gut wie nichts aufgelöst. Die Risikovorsorge soll im Gesamtjahr am Ende weniger als 700 Millionen Euro betragen. In den ersten neun Monaten waren es erst 257 Millionen Euro. Deshalb handelt es sich hier um einen eher konservativen Wert, der leicht unterschritten werden dürfte. Dann wäre auch ein höherer Gewinn für 2021 denkbar.
Zudem hat man noch rund eine halbe Milliarde Euro zusätzliche Rückstellungen für Risiken gebildet, die über die normale Risikovorsorge nicht abgedeckt werden. Gemeint sind vor allem wirtschaftliche Folgeeffekte durch die Pandemie. Kommt es nun in den kommenden Monaten doch zu größeren Verwerfungen, dann hat die Commerzbank im Gegensatz zu anderen Instituten noch einen ordentlichen Puffer. Wird ein Teil davon umgekehrt nicht benötigt, kann er in den folgenden Quartalen den Gewinnausweis nach oben treiben.
Das Ergebnis für das vierte Quartal 2021 wird erst Mitte Februar vorgestellt. Dann herrscht auch Klarheit über die zurückgestellten Mittel und die aktuelle Situation in Deutschland, was Corona angeht. In jedem Fall ist die Commerzbank für alle Fälle gerüstet.
Die Perspektiven für 2022 bleiben positiv, Neueinsteiger warten einen Schluss der Gap-Lücke um 6,60 Euro ab. Alle anderen bleiben dabei.
Hinweis auf Interessenkonflikte:
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren: Commerzbank.
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