Der neue Commerzbank-Vizechef Michael Kotzbauer hat sich zum Einstieg und den möglichen Übernahmeplänen der UniCredit geäußert. Er zeigt sich überrascht über die Überraschung der Bundesregierung. Zugleich betont er die möglichen Nachteile eines Zusammenschlusses.
Wow! Das war der erste Gedanken des neuen Commerzbank-Vizechefs Michael Kotzbauer, als er vom Einstieg der UniCredit bei der Frankfurter Bank erfuhr. Das erklärte er nun in einem Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung.
Der Zeitpunkt sei zwar etwas überraschend gewesen, das generelle Interesse hingegen nicht. Man habe die Bank seit Ende 2020 attraktiv gemacht. „Jetzt sind wir wieder kapitalstark, haben eine gute Ertragskraft und können unseren Aktionären regelmäßig ansehnliche Ausschüttungen bieten“, so Kotzbauer.
Angesprochen auf das Interesse der UniCredit, betont Kotzbauer die treuhänderische Verpflichtung, jeden Vorschlag ergebnisoffen zu prüfen. Noch liege aber kein Angebot der Italiener vor. Bei einem solchen müssten alle Stakeholder berücksichtigt werden. Neben den Anlegern der Bank seien das auch die Mitarbeiter und Kunden.
Wie schon Bettina Orlopp verweist Kotzbauer auf die selbst erlebten Probleme bei großen Bankenfusionen. Im Zuge der Fusion mit der Dresdner Bank habe sich die Commerzbank zu lange nicht gut genug um ihre Kunden gekümmert, da diese die Kräfte der Bank fast die gesamten Zehnerjahre hinweg gebunden habe.
Auch das Beispiel Credit Suisse und UBS mahne zur Vorsicht. „Von der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS profitieren in erster Linie Dritte – zum Beispiel die Commerzbank“, so Kotzbauer. Mit einer Fusion baue man nicht zwangsläufig Marktanteile auf. Auch das Gegenteil könne der Fall sein.
Die schlechtere Bonitätsnote von UniCredit sieht Kotzbauer ebenfalls kritisch, zum Beispiel bei der Ausgabe von Anleihen oder bei Ausschreibungen multinationaler Unternehmen.
Ein wenig irritiert habe Kotzbauer, dass die Regierung vom Einstieg der UniCredit so überrascht gewesen sein soll. Dieser sei schließlich im Rahmen einer Kapitalmarkttransaktion der Finanzagentur des Bundes erfolgt. „Wir führen solche Transaktionen auch für unsere Kunden durch. Die Überraschungsmomente halten sich dabei in Grenzen“, sagte Kotzbauer.
Die Aussagen des Vizechefs passen zur ausgegebenen Strategie, im Übernahmekrimi mit der UniCredit die eigene Stärke und das Ziel der Eigenständigkeit zu betonen. Für die Anleger ist das positiv, denn das Management treibt so den Preis nach oben. Wenn die UniCredit ernst machen will, wird sie noch ein Stück auf den aktuellen Preis aufschlagen müssen.
Insgesamt bleibt eine Übernahme weiter das wahrscheinlichere Szenario und die Commerzbank-Aktie ein klarer Kauf.
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