Die polnische Commerzbank-Tochter mBank war einst die Gewinnmaschine im Konzern. In den vergangenen Quartalen belasteten aber zunehmend Rückstellungen für in Franken vergebene Hypotheken den Überschuss. Heute hat das oberste Gericht der Europäischen Union in der Angelegenheit geurteilt, was neben der mBank auch die Commerzbank selbst belasten dürfte.
Polnische Banken haben vor dem obersten Gericht der Europäischen Union eine Niederlage erlitten, die es Tausenden von Kunden ermöglichen könnte die Zahlung von Zinsen für Hypotheken in Schweizer Franken zu vermeiden. Betroffen davon sind meist Hypothekennehmer, die vor Jahren wegen günstigerer Zinsen ihre Darlehen in Schweizer Franken abschlossen. Die ungünstige Wechselkursentwicklung brachte viele in Schwierigkeiten.
Wenn solche Hypothekendarlehensverträge wegen missbräuchlicher Bedingungen annulliert werden, wäre nicht ausgeschlossen laut EU-Recht, dass Kunden über die Erstattung der monatlichen Raten hinaus eine Entschädigung von den Banken erhalten. Das schreibt der EU-Gerichtshof in seinem Urteil.
Das Urteil ist Teil jahrzehntelanger Streitigkeiten, die zu Tausenden von Klagen verärgerter Hypothekennehmer vor polnischen Gerichten geführt hatten wegen missbräuchlicher Bedingungen in ihren Verträgen und der Frage, wie die Zahlungen zu leisten sind, wenn die Darlehen annulliert werden.
Die mBank gehört zu rund 80 Prozent der Commerzbank und musste im abgelaufenen Quartal erneut mehr Geld für die Causa Franken-Kredite zurückstellen. Mittlerweile sind es 6,65 Milliarden Zloty (1,49 Milliarden Euro). Damit sind 61,3 Prozent des Portfolios der betreffenden Kredite unterlegt. Allerdings könnte das nach dem heutigen Urteil nicht ausreichen.
Commerzbank-Finanzvorständin Bettina Orlopp sagte gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg, dass das Urteil die Ergebnisse des laufenden Quartals beeinträchtigen könnte. Allerdings sei es zu früh, um genau vorherzusagen, was nun passieren werde. Die Bank analysiere das Urteil. Die Auswirkungen auf die mBank werde auch von den Entscheidungen der polnischen Gerichte abhängen. Die Bank werde sich weiterhin um außergerichtliche Einigungen bemühen.
Orlopp versuchte aber auch Zuversicht zu verbreiten. Nach ihrer Aussage haben sich die positiven Trends für die Commerzbank aus dem ersten Quartal bisher fortgesetzt. Sie wiederholte auch frühere Kommentare, dass das Management einen weiteren Aktienrückkauf nach den Ergebnissen des zweiten Quartals in Betracht zieht.
Die Belastungen durch die mBank könnten nun steigen, sicher ist das aber nicht. Es ist tatsächlich zu früh, um die Auswirkungen abschätzen zu können. Zumindest hat die mBank in Polen mit mehr als 61 Prozent die höchste Rückstellungsquote für die Franken-Kredite. Der Schnitt liegt bei 54 Prozent.
Die Aktie der mBank befindet sich heute deutlich im Minus, die Commerzbank-Papiere geben dagegen nur etwas ab. Sie halten sich klar über dem jüngsten Ausbruchsniveau von 10,05 Euro, was positiv ist. Investierte Anleger bleiben dabei.
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